Es war unter anderem die Zeitung Het Nieuwsblad, die die vermeintliche Bombe platzen ließ. Demnach stehe der Verdacht im Raum, dass die Lokale Polizei von Mechelen entscheidende Informationen zurückgehalten hat - und das wären nicht gleichwelche Infos gewesen.
Ende November 2015 habe die Polizei Mechelen den Tipp bekommen, dass sich Abid Aberkan radikalisiert habe. Abid Aberkan, das ist der Mann, dem die Wohnung gehörte, in der man Salah Abdeslam am vergangenen Freitag gestellt hat. Im Dezember sei ausdrücklich diese Adresse in der "Rue des Quatre-Vents" erwähnt worden.
Die Meldung schlug wie eine Bombe ein. Die PS-Fraktionsvorsitzende in der Kammer, Laurette Onkelinx, zeigte sich geschockt. "Stimmt das?", fragte sie sich in der RTBF. "Was ist dran an der Meldung? Das muss aufgeklärt werden. Und wenn es stimmt, dass ein Polizeidienst den anderen nicht informiert hat, dann gibt es nur eine Möglichkeit: Dann haben wir doch immer noch einen "Krieg der Polizeidienste"." Allein dieser Satz ist ein klarer Verweis auf die Dutroux-Affäre. Damals gingen die entscheidenden Ermittlungspannen ja auch auf die Tatsache zurück, dass sich die verschiedenen Polizeidienste "nicht grün" waren.
Doch ein Fehler
Die Polizei von Mechelen organisierte daraufhin in aller Eile eine improvisierte Pressekonferenz. Polizeichef Yves Bogaerts fand klare Worte. Die Informationen über die Adresse besagten nicht, dass es sich um einen Unterschlupf von Abdeslam handelt. Sie besagten nirgendwo, dass es sich überhaupt um eine konspirative Wohnung handelte. Und sie besagten auch nicht, dass es eine Verbindung gab zwischen Salah Abdeslam und Abid Aberkan.
"Die Information besagte, dass eine dritte, radikalisierte Person Kontakt mit den Gebrüdern Abdeslam gehabt hat - allerdings in der Vergangenheit", unterstreicht der Polizeichef sichtbar geladen. Wer besagte dritte Person ist, das ist noch unklar.
Allerdings habe es doch einen Fehler gegeben, räumt Yves Bogaerts ein: Die Informationen wurden nicht in die zentrale Datenbank eingespeist. Inwieweit die Informationen die Ermittlungen hätten voranbringen können, welcher Fehler da genau passiert ist, das untersucht inzwischen das Komitee P, das Kontrollorgan der Polizeidienste.
Es war vielleicht nur ein kleiner Fehler, aber eben einer von möglicherweise doch etlichen, die zu einer unglücklichen Verkettung geführt haben.
Roger Pint - Bild: Katleen Vastiau/BELGA