Eine Minute Stille, dann lauter Applaus: Der Platz vor der Börse ist zum zentralen Ort des Gedenkens geworden. Menschen legen Blumen nieder, zünden Kerzen an, halten inne, einige verdrücken sogar ein paar Tränen. Der Schock sitzt tief. Dazu Trauer, Wut und ein Gefühl der Machtlosigkeit.
"Wir wussten ja, dass hier eines Tages etwas passieren würde", sagt ein Brüsseler. "Doch der Anschlag trifft uns besonders hart. Das fühlt sich alles noch so unecht an." Eine Frau sagt: "Ich bin hier, um der Opfer und ihrer Angehöriger zu gedenken. Das lag mir besonders am Herzen – durch meine Anwesenheit ein Zeichen zu setzen".
Hunderte Menschen strömen den ganzen Tag über zur Börse. Immer wieder spontane Mahnwachen, Applaus und "Es lebe Belgien"-Rufe. "Ich bin schockiert über das, was passiert ist, wie viele andere auch. Es ist wichtig, den Frust nicht in sich hinein zu fressen, sondern sich jetzt mit anderen auszutauschen", erklärt eine Frau.
Nicht alleine zu sein, wildfremden Menschen die Hand zu reichen, sich gegenseitig zu trösten: Zu diesen sichtbaren Zeichen der Solidarität kommt es überall in der Hauptstadt. Es ist zugleich eine unmissverständliche Botschaft an die Terroristen: "Wir haben keine Angst und lassen uns nicht unterkriegen."
Solche Mahnwachen dürfte es nicht nur heute geben. Auch in den kommenden Tagen müssten die Menschen immer wieder zusammen kommen. "Unsere Liebe wird stärker sein als die Waffen der Terroristen", sagt eine junge Frau.
Die Menschen, die inne halten, sind ein Querschnitt der Brüsseler Bevölkerung: Belgier, Ausländer, junge Leute, Senioren, Katholiken und Muslime. "Wir Moslems haben nichts mit diesen grauenhaften Attentaten zu tun. Gott predigt den Frieden. Niemals hätte er gewollt, dass unschuldige Menschen ums Leben kommen", sagt eine junge Muslimin.
König Philippe und Königin Mathilde haben ebenfalls inne gehalten. Und sie haben zahlreiche Rettungskräfte besucht. In zwei Krankenhäusern, aber auch am Brussels Airport.
Alain Kniebs - Bilder: BELGA