"In Molenbeek existieren ghettoähnliche Parallelgesellschaften, die auf dieselbe familiäre Herkunft setzen und zweifellos zum Schutz von Salah Abdeslam beigetragen haben" - das sagte Anne Hildalgo, die Bürgermeisterin von Paris, dem Sender Radio France Info am Montag. Diese Form der Parallelgesellschaft habe es Abdeslam ermöglicht, vier Monate lang unterzutauchen. So seien bestimmt auch viele andere Terroristen auf diese Art beschützt worden. Dieses Phänomen müsse sowohl in Molenbeek als auch in anderen Städten bekämpft werden, so Hidalgo.
Vor einigen Tagen hatten der französische Abgeordnete Alain Marsaud von der Partei "Les Républicains" im Radio erklärt, die Belgier seien unfähig, den Radikalismus zu bekämpfen. Daher habe man den Tod der 130 Opfer in Paris den Belgiern und insbesondere dem Team von Molenbeek zu verdanken. Die Aussagen hatten heftige Reaktionen von Außenminister Didier Reynders ausgelöst.
Der Verband der belgischen Republikaner (LR) hat sich inzwischen offiziell von den Äußerungen Marsauds distanziert. Er hoffe, dass die belgisch-französischen Beziehungen nicht darunter leiden würden.
Pariser Oberstaatsanwalt in Brüssel
Der Pariser Oberstaatsanwalts François Molins ist am Montagmorgen mit dem föderalen Staatsanwalt Frédéric Van Leuuw in Brüssel zusammengetroffen. Beide Staatsanwälte wollen am Nachmittag eine gemeinsame Pressekonferenz abhalten. Dabei wird es um den Stand der Ermittlungen im Rahmen der Terroranschläge von Paris gehen.
Das Treffen war schon seit einiger Zeit geplant, so die föderale Staatsanwaltschaft. Der Besuch von François Molins erhält aber durch dessen Aussagen über Salah Abdeslam eine neue Dimension. Molins hatte erklärt, dass Abdeslam sich vor belgischen Ermittlern dahingehend geäußert hatte, dass er sich im Stade de France in die Luft sprengen wollte und später einen Rückzieher gemacht hatte.
Neues Video veröffentlicht
Französische Medien haben am Montag ein neues Video veröffentlicht, das offensichtlich die Festnahme von Salah Abdeslam und seinem Komplizen zeigt. Die Spannung unter den Spezialeinsatzkräften ist quasi spürbar. Schwer bewaffnet und geschützt tasten sie sich an die Eingangstüre heran. Plötzlich: Ein Mann kommt aus dem Haus gerannt, an den Polizisten vorbei, und sprintet den Bürgersteig herunter, Schüsse krachen.
Die Sondereinsatzkräfte stürmen die Wohnung, wieder fallen Schüsse und wenig später zerrt man einen weiteren verletzten Mann aus dem Gebäude - auch er bekam eine Kugel ins Bein. Einer der beiden war Salah Abdeslam, der andere Amine Choukri. Wer von beiden da auf die Straße gerannt ist, ist unklar. Es heißt, Abdeslam sei in der Wohnung in der Rue des Quatre-Vents Nummer 79 in Molenbeek verhaftet worden.
Anscheinend kamen die Ermittler durch eine Reihe von groben Fehlern den beiden Flüchtigen auf die Spur, wie auch der föderale Prokurator Frédéric Van Leeuw in der VRT bestätigte. Nachdem sie in Forest aufgeschreckt wurden, hätten die beiden improvisieren müssen. Der föderale Prokurator geht freilich nicht in die Details.
Wie Zeitungen rekonstruierten, soll Salah zunächst ein Handy benutzt haben, dessen Nummer ihm im Laufe der Ermittlungen zugeordnet wurde. Das führte die Ermittler nach Molenbeek in die Rue des Quatre-Vents. Gewissheit bekam die Polizei, als eine seltsame Pizza-Lieferung eintraf. Die Pizza wurde von einem Boten in einer Seitenstraße abgegeben, ein Nachbar brachte die Kartons dann zur Wohnung in der Rue des Quatre-Vents. Das Prozedere war so bizarr, dass sich die Ermittler sagten: Hier muss es sein.
Nach seiner Festnahme wurde Salah Abdeslam erstmal ins Brüsseler Saint-Pierre-Krankenhaus gebracht, am Samstag wurde er dann ein erstes Mal verhört.
Klage gegen Frankreich, Aussagen von Reynders
Salah Abdeslam war wohl bereit, neue Anschläge zu verüben, sagte Außenminister Didier Reynders bei einer Tagung in Brüssel. Dafür spreche, dass man bei den Hausdurchsuchungen eine Menge schwerer Waffen entdeckt habe. Außerdem habe sich um ihn herum ein neues Netzwerk gebildet. Das ist auch wieder eine dieser Aussagen, die Sven Mary, dem Anwalt von Salah Abdeslam, richtiggehend auf die Nerven gehen. Man solle doch bitte die Justiz ihre Arbeit machen lassen, in aller Diskretion.
Das ist denn auch der Grund, warum Mary an diesem Montag in Frankreich eine Klage einreichen wollte, und zwar wegen der Verletzung des Ermittlungsgeheimnisses. Die richtet sich in erster Linie gegen den Pariser Oberstaatsanwalt François Molins, der in einer Pressekonferenz die ersten Aussagen von Abdeslam wiedergegeben hatte. So etwas gehe einfach nicht, und mit der Klage werde das künftig unterbunden, sagte Sven Mary in der VRT.
Welche Rolle hat Salah Abdeslam wirklich gespielt?
belga/cd/rop - Bild: Nicolas Maeterlinck/BELGA
Ich frage mich, mit welchen hirnrissigen Argumenten, diejenigen, die immer geleugnet haben - nicht wahr haben wollen -, daß es hier (muslimische) Parallelgesellschaften gibt, jetzt antworten werden. Da ist doch z Bsp. dieser allwissende Herr aus Forest (woran erinnert mich der Name?), der immer gleich explodiert, wenn mit dem Finger auf Mollahbeek oder Verviers gezeigt wird...
Es wäre doch höchst interessant zu erfahren, psychologisch gesehen, was sie jetzt zu sagen haben.
Damien François: Das ist doch ganz einfach!
Zum Beispiel, in dem man aus den Tätern Opfern macht: "Es ist uns nicht gelungen, die Menschen noch besser einzubinden und zu integrieren."
Sehr beliebt auch das Besserwissertum mit Sendungsbewusstsein: "Ich bin der einzig Kompetente und Richtige, nach mir muss sich die Welt richten, da es nur eine Wahrheit gibt, nämlich meine!"
Und wenn alles nichts mehr nützt, dann halt mal wieder die Nazi- Keule: "Wer anders denkt ist brauner Mob und Nazi!"
Das lustige und unterhaltsame an persönlichen Attacken ist, dass sie belanglos und gehaltlos sind.
Interessanterweise haben aber oft diejenigen die lauteste Meinung zu Brüssel, die noch nie dort gelebt haben, geschweige denn je dort gewesen sind.
PS: Herr François, bitte beziehen sie sich doch einfach auf das Thema anstatt auf jemanden persönlich. Bereite ich ihnen so schlaflose Nächte, dass sie unbedingt darüber hier posten müssen?
Ich war und bin oft genug in Brüssel um zu wissen was da los ist. Das Thema ist und bleibt: Wie ist es möglich, daß Parallelgesellschaft unbehelligt den Terroristen Unterschlupf gewähren, und, daß auch die sonstige muslimische Bevölkerung eher ein Hindernis ist. Ob Sie es wahr haben wollen oder nicht.
Ich schlafe extrem gut - und, nein, Sie gehören sicherlich nicht zu meinen Dämonen. Ich mag nur nicht die idealistische und realitätsfremde Art und Weise, wie Sie immer antanzen um diese Leute - ich meine NICHT die Terroristen - in Schutz zu nehmen. Außerdem passt es nicht zu Ihren ständigen Kampfansagen an das "Religion" im allgemeinen. Sind Sie schizophren?