"Also, das ist dann doch schon ein dicker Hund", heißt es bei den Gewerkschaften. Es ist so: Die Zeitarbeitsfirma Accent Jobs bietet ihrem Personal ein auf den ersten Blick leckeres Zückerchen an: Ein Smartphone und obendrauf noch ein zusätzlicher Urlaubstag. Dies allerdings unter der Bedingung, dass niemand für die anstehenden Sozialwahlen kandidiert. Das geht dann doch ein bisschen weit, sagt Herman Fonck von der christlichen Gewerkschaft CSC.
Ein Smartphone und ein zusätzlicher Urlaubstag, eingepackt in Geschenkpapier. Das macht Accent Jobs ja nicht aus reiner Nächstenliebe, sagt der Gewerkschafter. Die Absicht ist eindeutig: Das Unternehmen wolle dadurch die Sozialwahlen unterlaufen. Nach dem Motto: Wenn keiner kandidiert, dann braucht man auch nicht abstimmen; und dann gibt’s am Ende auch keinen Betriebsrat, in dem die Arbeitnehmer eben ein Mitspracherecht haben.
"Das sehen wir nicht zum ersten Mal", sagt Hermann Fonck. Das seien dann eben Unternehmen, die keinen Sozialen Dialog wollen - und die greifen eben dann in die Trickkiste und machen seltsame Bocksprünge.
"Das ist unterste Schublade", wettert auch FGTB-Chef Rudi De Leeuw in der Zeitung Het Laatste Nieuws. Man könne doch nicht allen Ernstes versuchen, ein demokratisches Grundrecht mit einem Smartphone aufzuwiegen, so De Leeuw...
Aber auch ansonsten habe Accent Jobs alles dafür getan, um die Sozialwahlen zu boykottieren, sagt der CSC-Kollege Herman Fonck. Neben einigen administrativen Haarspaltereien habe man etwa den Termin für das Votum für einen Samstag anberaumt, wenn also niemand da ist.
Bei Accent Jobs versteht man die Aufregung indes nicht. "Wenn wir keine Sozialwahlen organisieren müssen, dann können wir das Geld in unsere Mitarbeiter investieren, was uns viel lieber ist", sagt eine Sprecherin des Unternehmens in der Zeitung Het Nieuwsblad.
Streng genommen verstößt die Zeitarbeitsfirma da auch gegen kein Gesetz. Naja, wenn da nicht dieser doch spürbare Druck wäre, den Accent Jobs da auf sein Personal ausübt. Die Zeitung Het Nieuwsblad spricht sogar von Erpressung. Also, für seine Begriffe verstoße Accent Jobs da auf jeden Fall gegen den Geist des Gesetzes und auch einiger internationaler Abkommen, sagt auch Vizepremier und Arbeitsminister Kris Peeters.
Und deswegen habe er denn auch die Arbeitsaufsicht dazu angehalten, den Fall zu prüfen, sagt Peeters. Man müsse untersuchen, inwieweit das Unternehmen wirklich versuche, die Mitarbeiter zu entmutigen, an den Sozialwahlen teilzunehmen. Und dann werde man sehen, ob bzw. welche Gesetze hier missachten wurden.
Prominente Schützenhilfe für die Gewerkschaften also. Und auch in der Presse wird scharf geschossen. Der Leitartikler der Zeitung Het Nieuwsblad etwa fühlt sich sogar schon zurückversetzt in Zeit des Arbeiterpriesters Daens, der sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts für die Verbesserung der Lebensbedingungen der Arbeiter einsetzte.
Doch, selbst wenn das Unternehmen sich am Ende dem Druck beugen muss: "Der Karren ist erstmal verfahren", glaubt Herman Fonck von der CSC. Vielleicht finden sich ja am Ende doch noch Kandidaten. Allerdings: In einem solchen Kontext, mit einem Unternehmen, das den Gewerkschaften gegenüber so feindlich eingestellt sei, würden das wohl ungemütliche vier Jahre, glaubt der Gewerkschafter.
Roger Pint - Illustrationsbild: Virginie Lefour (belga)