Wie viele anderen Länder versucht auch Belgien, ausländische Investoren anzulocken, indem man ihnen eben vorteilhafte Steuerformeln anbietet. Da gibt es unter anderem die sogenannten "Fiktivzinsen auf Risikokapital". Grob zusammengefasst: Wenn ein Unternehmen Investitionen aus Eigenmitteln bezahlt, also dafür keinen Kredit aufnehmen muss, dann kann man dennoch "fiktive" Zinsen steuerlich geltend machen. In der Praxis ist das ein reines "Steuersparmodell", das Unternehmen erlaubt, ihre Steuern mitunter erheblich zu drücken.
Die USA wollen jetzt gegen diese Fiktivzinsen vorgehen. Das berichten die Zeitungen Le Soir und L'Écho. Demnach will man verhindern, dass der amerikanische Fiskus auf zu viele Einnahmen verzichten muss. Washington will eine entsprechende Klausel aufnehmen in die bilateralen Steuerabkommen, die die USA mit Drittstaaten abschließen. Laut L'Écho sind die USA immerhin der größte ausländische Investor in Belgien.
Die Fiktivzinsen geraten damit also unter gehörigen Druck. Und die EU-Kommission hat sich ja auch schon auf die belgischen Steuersparmodelle eingeschossen, als man die "Excess Profit Rulings" für illegal erklärte.
Das alles sei Grund genug, um die Unternehmenssteuer grundlegend neu aufzustellen, glaubt Finanzminister Johan Van Overtveldt (N-VA). Frei nach dem Motto also: Wenn man die Steuerlast für Unternehmen senkt, dann muss man keine Sparformeln erfinden. Allerdings fehlt bislang noch die Gegenfinanzierung.
Finanzminister Van Overtveldt will Körperschaftssteuer senken
Roger Pint - Bild: Dirk Waem/BELGA