"Wir werden nicht zulassen, dass hierzulande Zeltlager wie in Calais entstehen", betont Innenminister Jan Jambon. Gemeint ist der sogenannte Dschungel, das illegale Camp im Hafengebiet von Calais. Dort harren mehrere Tausend Flüchtlinge aus und warten auf eine Gelegenheit, nach Großbritannien zu kommen. Das gelingt aber nur den wenigsten. Die anderen hausen im Matsch und drohen inzwischen sogar buchstäblich abzusaufen.
Die französischen und englischen Behörden unternehmen nichts dagegen und überlassen die Menschen ihrem Schicksal. Solche Zustände will der sozialistische Bürgermeister von Brügge, Renaat Landuyt, um keinen Preis auf dem Gebiet seiner Kommune sehen. Um zu verhindern, dass Zeltlager an der belgischen Küste entstehen, hatte auch er um die großangelegte Polizeiaktion gebeten.
Die aufgegriffenen Flüchtlinge können nach Brüssel gebracht werden, wo sie ordnungsgemäß registriert werden und eine Asylprozedur startet. "Wer das nicht will, dem können wir nicht helfen", sagt Landuyt. Heißt konkret: Auf den wartet das geschlossene Abschiebezentrum.
An der großen Polizeiaktion sind sowohl lokale als auch föderale Beamte beteiligt, dazu ein Polizeihubschrauber sowie die Wasserschutzpolizei. Man wolle mit allen Mitteln verhindern, dass es zu Zuständen wie in Nordfrankreich kommt, heißt es aus dem Innenministerium.
Rund Hundert Flüchtlingen soll in Zeebrugge bereits die Überfahrt nach England gelungen sein. Jede Woche greift die Rederei P&O, die eine Fährverbindung von und nach Zeebrugge unterhält, mehrere Dutzend Illegale auf ihren Schiffen auf. "Wir haben die Sicherheitsvorkehrungen im Hafen verschärft", sagt Peter Stolk von P&O. Dadurch würden derzeit mehr Flüchtlinge bei der illegalen Überfahrt gefasst.
Die große Polizeiaktion an der Küste soll abschreckend wirken. Die Behörden wollen verhindern, dass das Problem sich nach Belgien verlagert. Gleichzeitig hat Premierminister Charles Michel die Franzosen wissen lassen, dass er sehr besorgt ist über die katastrophalen Bedingungen in den nordfranzösischen Zeltstädten.
Neben der Terrorbekämpfung wird auch die Flüchtlingskrise Thema beim belgisch-französischen Gipfel sein, der am Montag in Brüssel abgehalten wird.
Alain Kniebs - Bild: Kurt Desplenter/BELGA