Im Grunde ahnte man es immer schon; jetzt bekommt man den Gedanken nur sozusagen schriftlich: Wer arm war und wer reich, das sieht man also schon auf den Friedhöfen, glauben Forscher der Katholischen Universität Löwen, UCL, festgestellt zu haben. Die Studie wird am Freitag in der Zeitung Le Soir vorgestellt. Konkret: Man nehme zwei Kinder, die im Zeitraum 2002-2006 fünf Jahre alt waren. Eins davon wird bis zu 14 Jahre älter als das andere, und das nur aufgrund seiner Lebenssituation.
Zentral steht da der Arbeitsplatz. Jemand, der einen Job hat, lebt bis zu zehn Jahre länger, als ein Arbeitsloser. Direkt damit verbunden ist der Bildungsgrad. Wer heute kein Diplom hat, der hat enorme Probleme am Arbeitsmarkt; das Phänomen habe sich nach der Finanzkrise 2008 noch zugespitzt, sagen die Forscher.
Geld spielt bei der Lebenserwartung inzwischen ebenfalls eine viel größere Rolle als früher. Gutbetuchte leben bis zu elf Jahre länger als arme Menschen. Statistiken beweisen längst, dass Sozialschwache immer häufiger aus Kostengründen ihre Gesundheitsversorgung vernachlässigen. Und dann gibt's eben die Summe mehrerer Faktoren, die dann zu besagtem Unterschied von 14 Jahren führen kann.
Fazit der Forscher: Will man diese Entwicklung stoppen, dann darf die Politik nicht die Gesundheitsversorgung beschneiden, und sollte man auch Phänomene der Ausgrenzung in den Griff bekommen.
rop - Bild: Herwig Vergult (belga)