"120 Stundenkilometer auf Autobahnen, das ist nicht mehr heilig", schreibt schon die Zeitung De Morgen. Denn in der Tat: Die föderale Mobilitätsministerin Jacqueline Galant (MR) will, dass das Tempolimit "situationsabhängig" wird. Im Moment gilt ja immer und überall auf Autobahnen Höchstgeschwindigkeit 120. In vielen Nachbarländern ist das anders. In den Niederlanden etwa bewegt sich das Tempolimit zwischen 100 und 130, eben je nach Lage.
Das Belgische Institut für Verkehrssicherheit (IBSR) soll jetzt die verschiedenen Varianten ausloten. Im Raum stehen sowohl eine Erhöhung, als auch eine Herabsetzung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit. Beispiel: Denkbar ist, dass das Tempolimit etwa bei Nacht auf 130 angehoben wird. Denkbar ist aber auch, dass bei Regen künftig 110 gelten, wie es schon in Frankreich der Fall ist.
Die Automobilclubs Touring und VAB reagierten in ersten Reaktionen positiv auf die Idee. Man habe genau das immer gefordert, sagt ein Sprecher von Touring in der Zeitung Het Laatste Nieuws. Es sei durchaus begrüßenswert, wenn man künftig verschiedene Parameter berücksichtigen will, hieß es auch beim VAB.
Die Resultate der Untersuchung des IBSR werden zum Sommer erwartet.
Roger Pint - Bild: Nicolas Maeterlinck (belga)
Vor vielen, vielen Jahrzehnten lernten die Führerscheinanwärter, dass Fahrweise und Tempo den Witterungsverhältnissen und dem Verkehrsaufkommen anzupassen sind. Auf einer menschenleeren, trockenen Autobahn sind 160 km/h nicht weiter gefährlich (in Deutschland funktioniert das heute noch!), während bei heftigen Niederschlägen oder Nebel Tempo 80 noch viel zu hoch sein kann.
Anstatt nun bei der offenkundigen Schwachstelle der Verkehrssicherheit, den Fahrern, anzusetzen, indem der Punkteführerschein eingeführt und regelmäßige ärztliche Kontrollen der Führerscheinbesitzer verordnet werden, soll die Höchstgeschwindigkeit per "Order de Mufti" variiert werden, mit herrlichen Grauzonen: wie schnell darf ich bei Nieselregen oder während der Dämmerung sein? Einige auf Verkehrsrecht spezialisierte Winkeladvokaten dürften sich bereits die Hände reiben...