Statistisch gesehen legen die Belgier knapp zwölf Prozent ihres verfügbaren Einkommens jeden Monat auf die hohe Kante. Ganz konkret: Wer 1.500 Euro netto verdient, legt monatlich 180 Euro zur Seite. Noch vor einigen Jahren waren die Sparbeträge laut Statistik aber wesentlich höher: Fast ein Fünftel ihres Einkommens steckten die Belgier 2009 noch in ihren Spartrumpf. Im Falle des 1.500-Euro-Gehalts waren das mehr als 250 Euro monatlich. Doch das Konsumverhalten im Land hat sich geändert: Statt immer mehr zu sparen, gibt der Belgier seit ein paar Jahren wieder deutlich mehr aus. Geldverschwendung ist das aber nicht, meint Ökonom Geert Gielens von der Belfius-Bank.
"Die Wirtschaft kann nur wachsen, wenn die Menschen Geld ausgeben", sagt der Ökonom. Weil wir hierzulande eine große Spartradition haben, reden wir uns ein schlechtes Gewissen ein und haben Angst, das Geld aus dem Fenster zu werfen. Dem sei aber nicht so. Im Gegenteil: Mehr Konsum heiße mehr Produktion und das wiederum sorge für neue Arbeitsplätze. Wenn wir also ein wenig mehr ausgeben und ein wenig weniger auf Seite legen, dann kurbelt das die Wirtschaft an.
Dass die Belgier weniger sparen, hat aber noch andere Gründe. Durch die Lohnmäßigung, die die Regierung beschlossen hat und den Indexsprung, ist das verfügbare Einkommen vieler Haushalte im Land ein wenig geschrumpft – vor allem, wenn gleichzeitig die Lebenshaltungskosten steigen. Fachleute der ING-Bank gehen davon aus, dass der Trend sich bis 2018 fortsetzen wird. Das ist übrigens kein rein belgisches Phänomen: In den meisten anderen Ländern der Eurozone lassen sich ähnliche Beobachtungen machen.
Und es gibt noch einen Grund, warum die Belgier immer weniger auf das gute alte Sparkonto setzen. Die Zinsen sind aktuell so niedrig, dass die Einlagen - gemessen an der Inflation - streng genommen jeden Tag ein ganz klein bisschen an Wert verlieren. Deswegen fehlt der Anreiz, zu sparen und die Belgier schauen sich nach anderen Anlageformen um. Weltmeisterlich ist also nur noch das gesamte Volumen der belgischen Sparkonten. Die monatlichen Beträge, die dazu kommen sind es - rein statistisch gesehen - nicht mehr.
Alain Kniebs - Archivbild: BRF Fernsehen