Mitten in der Maas liegt ein Naturschutzgebiet, das bisher noch zu Belgien gehört, aber noch in diesem Jahr seinen Besitzer wechseln könnte. Es geht um die Halbinsel L'Illa, die in Zukunft zu niederländischem Territorium werden soll. Sie gehörte früher zur Stadt Visé, doch heute liegt das Gebiet verloren zwischen dem niederländischen Eijsden und dem belgischen Lanaye.
"Das liegt daran, dass man in den sechziger Jahren den Lauf der Meuse begradigt hat. Früher verlief die Grenze entlang des Flusszentrums. Aber als man dann damit begonnen hat den Lauf der Meuse zu verändern, gab es plötzlich zwei, drei Gebiete, die auf der falschen Seite der Maas lagen. Es gibt zwei belgische Landstriche, die sich rechts befinden und ein niederländisches Stück, das sich auf der linken Seite der Maas befindet", erklärt Marcel Neven, Bürgermeister von Visé.
Belgische Notdienste haben nur schwer Zugang zur Halbinsel
"Das bereitet eigentlich nicht allzu viele Probleme, aber es kann problematisch werden, weil die zu Belgien gehörigen Landstriche auf der rechten Seite des Flusses von Belgien aus nicht mit dem Fahrzeug zu erreichen sind, die Polizei von Visé aber zuständig ist", so Neven weiter.
Und eben hier liegt auch der Hauptgrund für den Staatenwechsel. Polizei und Rettungsdienste haben nur schwer Zugang zu der Halbinsel. Zwar kommt es nur sehr selten zu Notfällen in dem Naturschutzgebiet, aber wenn, dann wird es kompliziert. Am schnellsten geht es tatsächlich, wenn man mit dem Boot übersetzt. Zwar gibt es auch eine Autoroute, die zu der Halbinsel führt, aber die ist fünf Kilometer lang, führt über die Niederlanden und darf daher nicht ohne Genehmigung der niederländischen Behörden befahren werden.
"Das ist eine sehr schöne Region mit vielen Vögeln und Enten - das ist sehr toll. Aber im Endeffekt ist es auf verwaltungsstechnischer Ebene nicht ideal. Und deswegen hat man sich auch dazu entschieden, das Problem, das man schon seit zwanzig Jahren zu lösen versucht, wieder in Angriff zu nehmen", erklärt Neven. Bevor der Tausch stattfinden kann gibt es aber noch allerhand Angelegenheiten auf administrativer Ebene zu klären. Und auch die Föderalparlamente der beiden Länder müssen noch ihren endgültigen Segen geben. Eine Zustimmung gilt aber als sicher.
Neues Stück Belgien zwar kleiner, aber wirtschaftlich interessanter
Die Fläche, die von Belgien an die Niederlande abgetreten werden soll, misst rund 14 Hektar. Bewohner gibt es hier keine. Im Gegenzug wird Belgien von den Niederlanden vier Hektar Land erhalten - auch dieses Gebiet ist unbewohnt. Damit wird Belgien also um rund 10 Hektar schrumpfen.
"Das Stück Land, was die Holländer bekommen ist etwas größer. Aber das Stück, das Belgien erhalten wird, ist wirtschaftlich betrachtet interessanter, denn es liegt direkt bei der neuen Schleuse von Lanaye", so Neven... Ein kleiner Trost also für die verlorenen zehn Hektar Belgien.
Melanie Ganser