Statistisch gesehen kracht es alle 20 Minuten irgendwo auf Belgiens Straßen. Die allermeisten Unfälle, so das Institut für Verkehrssicherheit IBSR, werden durch menschliches Versagen verursacht. Außerdem fährt in Belgien immer ein gewisses Unsicherheitsgefühl mit. 90 Prozent der belgischen Befragten geben an, regelmäßig abgelenkte oder unaufmerksame Autofahrer zu beobachten.
Die Zahl der abgelenkten Autofahrer liege in Belgien deutlich höher als in den Nachbarländern, erklärt IBSR-Sprecher Benoît Godaert. Für seine Studie hatte das Institut für Straßenverkehrssicherheit erstmals Vergleichswerte in Deutschland, den Niederlanden, Frankreich und Großbritannien eingeholt.
Als weiteres Problem für die vielen Unfälle mit Todesfolge sehen die Belgier ihren Umgang mit Alkohol am Steuer an. Jeder Fünfte in Belgien gibt zu, innerhalb des vergangenen Monats Auto gefahren zu sein, obwohl er zu tief ins Glas geschaut hatte. In den Niederlanden und Deutschland sind es nur halb so viele. Deswegen müsse sich vor allem an den Mentalitäten etwas ändern, meint Godaert. Alkohol am Steuer sei keine Lappalie, die belächelt werden dürfe.
Einer Nulltoleranz für Alkohol am Steuer sind laut IBSR-Studie nur wenige Belgier zugeneigt. Anders verhält es sich für Fahranfänger: 80 Prozent der Befragten befürworten die Null- statt 0,5-Promille-Grenze für junge Autofahrer.
Verkehrsministerin Jacqueline Galant will deshalb schnell handeln und plant eine Gesetzesänderung. Für einen Punkteführerschein, wie er etwa in Deutschland bereits besteht, gibt es hierzulande kaum Zustimmung. Um die Mentalitäten in Sachen Alkohol dauerhaft zu ändern, führe kein Weg an mehr Kontrollen vorbei, sagt der Leiter der föderalen Verkehrspolizei, Michaël Jonniaux.
In den letzten fünf Jahren habe die föderale Polizei die Anzahl Kontrollen verdoppelt. Die Regierung hätte nun eine weitere Verdopplung angeordnet – von aktuell 240.000 Alkoholtests im Jahr auf über 400.000.
Das Fazit der Polizei: Die Belgier kennen die Risiken im Straßenverkehr, setzen sich den Gefahren aber noch zu oft aus.
Alain Kniebs - Illustrationsbild: Laurie Dieffembacq (belga)
man sollte das ansagen von radarkontrollen verbieten