Verkehrsministerin Jacqueline Galant (MR) will für Fahranfänger die Null-Promillegrenze einführen. Den Plänen der Verkehrsministerin zufolge soll von Mitte 2016 an eine 0,2 Promille-Grenze für alle Fahrer gelten, die den Führerschein noch keine drei Jahre besitzen. Für Führerscheinbesitzer mit längerer Fahrpraxis bleibt es aber vorerst bei der 0,5 Promille-Grenze.
Die Grenze von 0,2 entspricht faktisch der Null-Promille-Grenze, die rein technisch nicht zu realisieren ist, weil auch in vielen Speisen geringe Mengen Alkohol enthalten sind. 0,2 Promille ist bereits jetzt schon die Grenze für Berufskraftfahrer.
Anzahl tödlicher Verkehrsunfälle soll verringert werden
Mit der Herabsetzung der Obergrenze für Führerscheinneulinge hofft Ministerin Galant die Anzahl tödlicher Verkehrsunfälle in Belgien weiter zu verringern. Allein im vergangenen Jahr starben bei Verkehrsunfällen hierzulande 715 Menschen. Das entspricht, über den Daumen gepeilt, rund drei vollbesetzten Verkehrsflugzeugen.
715 Verkehrstote, das waren immerhin 125 weniger als noch 2010, also vier Jahre zuvor, als noch 840 Menschen im Straßenverkehr ums Leben kamen. Damit schien Belgien doch noch halbwegs auf dem richtigen Weg zu sein, um sein Ziel zu erreichen. Im Vergleich zu eben diesem Jahr 2010 wollte man diese tragische Zahl halbieren: 420 Tote im Jahr 2020. Immer noch 420 zu viel, wohlbemerkt.
Allerdings: Dieser positive Trend ist wohl gestoppt. Schlimmer noch: Es gibt anscheinend eine Schubumkehr. In den ersten neun Monaten des Jahres habe man einen Anstieg der Zahl der Verkehrstoten festgestellt, und zwar um vier Prozent, sagte Wouter Van den Berghe, Sprecher des Belgischen Instituts für Straßenverkehrssicherheit IBSR. Heißt: Am Ende des Jahres werden es wohl um die 755 sein.
Mehr Verkehrstote in der Wallonie als in Flandern
Dieses Problem, es ist offenbar ein ausschließlich wallonisches. In Flandern ist die Zahl der Verkehrstoten in diesem Jahr nämlich sogar weiter rückläufig. Die häufigsten Unfallursachen sind bekannt: unangepasste Geschwindigkeit und Alkohol am Steuer.
Und gerade hier will die föderale Mobilitätsministerin Jacqueline Galant den Hebel ansetzen und sich die 18- bis 25-Jährigen vorknüpfen.
Das Institut für Verkehrssicherheit (IBSR) ist mit den Plänen der Verkehrsministerin zufrieden. "Wir fordern diesen Schritt seit Jahren", sagt Karin Genoe. Außerdem zeigten aktuelle Statistiken, dass der Alkoholkonsum bei Jugendlichen wieder steige. Hinzu komme, dass junge Autofahrer aufgrund ihrer Unerfahrenheit im Straßenverkehr ein höheres Unfallrisiko liefen, so Genoe. "Unerfahrene Fahrer können Gefahrensituationen einfach schlechter einschätzen."
Die Null-Promille-Grenze für Führerscheinneulinge soll spätestens zum Sommer 2016 in Kraft treten. "Je schneller, desto besser", sagt die Verkehrsministerin.
Null-Promille-Grenze für Führerscheinneulinge ist nur eine Maßnahme von vielen
Nulltoleranz für junge Fahrer, das ist aber nur eine Maßnahme, ein Teil eines ganzen Pakets. Darüber hinaus strebt Ministerin Galant etwa auch eine Neufassung der Straßenverkehrsordnung an. Teile des Regelwerks seien quasi unverständlich, andere würden einfach nicht mehr den heutigen Gegebenheiten entsprechen. Außerdem will man Wiederholungstäter härter rannehmen. Auch will man künftig viel systematischer auf so genannte "Alkolocks" zurückgreifen, die also ein Auto stilllegen, wenn der Fahrer zu viel getrunken hat.
Einigen geht das alles immer noch nicht weit genug. "Seit 25 Jahren sprechen wir jetzt schon über die Einführung eines Punkteführerscheins", erklärte etwa der in Flandern bekannte Polizeirichter Peter D'Hondt in der VRT. "Und langsam aber sicher sollte doch wohl endlich die Zeit reif sein."
Das IBSR sieht seinerseits ein ganz anderes Dauerproblem: "Keine noch so strenge Regel hilft, wenn es nicht jemanden gibt, der ihre Einhaltung kontrolliert", sagt Karin Genoe, die Leiterin des Instituts für Straßenverkehrssicherheit. "Wir müssen endlich dafür sorgen, dass die faktische Straffreiheit auf den belgischen Straßen der Vergangenheit angehört."
Im Endeffekt, so sind sich alle einig, im Endeffekt liegt es aber an uns, an jedem einzelnen. Wir brauchen einen Mentalitätswandel, eine Veränderung in den Köpfen.
vrt/sh/jp/rop - Bild: Nicolas Maeterlinck (belga)
...und bei den Drogendealern knallen die Sektkorken!
Null Promille für alle!
Alles andere ist Nonsens.
Alkohol hat auf der Straße generell nichts verloren.
@YvesTychon
Drogendealer interessiert doch einzig ob ein Stoff verboten ist oder nicht.
Da Fahrer durch die Polizei aber genauso gut auf Hasch und Koks wie auf Alkohol oder Heroin kontrolliert werden können ziehen Sie völlig falsche Schlüsse!
Eine 0-Promille Grenze (für alles) am Steuer spielt ganz sicher niemand Bösartigem in die Hände - einzig der Straßenverkehr könnte sicherer werden!
Ich möchte noch einen Schritt weiter gehen. Alkohol hat in der Öffentlichkeit und vorallem auf JGV-Parties etc. bei den fast ausschließlich minderjährigen Besuchern generell nichts zu suchen. Wer ein Bierchen trinken will kann das zu hause oder im Café machen.
In Norwegen droht bei Alkoholkonsum in der Öffentlichkeit sogar Gefängnis, zurecht wie ich finde.
Unsere Politiker spinnen tatsächlich. Die können sich einen Chauffeur leisten; der kleine Mann aber nicht. Was sind schon 2 Bier oder 2 Glas Wein? Raser machen unsere Straßen doch unsicher.
@ Peter Norml: Die Standardfrage der Polizisten dürfte "Haben Sie etwas getrunken?" und nicht "Haben Sie gekifft?" oder "Gerade gefixt?" lauten.
@ JP Drescher: Der von Ihnen verwendete Begriff "Alkohol in der Öffentlichkeit" im Falle Norwegens (und anderer Länder) ist irreführend. Selbstverständlich kann jeder, der sich's leisten kann, auf einer Caféterrasse in Oslo nach Herzenslust Bier, Wein oder Aquavit konsumieren. Verboten ist hingegen, mit der Bierdose oder der Schnapspulle durch die Straßen zu ziehen - auch zu Fuß!
Im übrigen sollte die Politik endlich mal einen Unterschied zwischen trinkenden Autofahrern und Auto fahrenden Trinkern machen. Das wirkliche Problem sind nicht die Fahrer mit 0,2 oder 0,5 Promille, sondern die unverbesserlichen "Helden", die im Dauersuff mit Werten von über zwei Promille ihre Mitmenschen gefährden und sich auch durch Fahrverbote nicht abschrecken lassen.
@YvesTychon
Da unterschätzen Sie die Polizei aber! Die Beamten die "die Frage" stellen sind im Regelfall ziemlich gut ausgebildet und fragen darum "Kundenspezifisch" angepasst. Wenn Sie noch nie nach Hasch gefragt wurden weisen Sie Anzeichen auf die diese Frage wahrscheinlich überflüssig machen.
Ich bin ja nun wirklich tolerant was die Erfüllung des menschlichen "Rauschbedürfnisses" betrifft... Konsum und Handel in Gegenwart Minderjähriger oder die berauschte Teilnahme am Straßenverkehr gehören aber ganz sicher nicht zu den Rechten derer die sich gerne berauschen! Jugendschutz und der bestmögliche Schutz Dritter im Straßenverkehr muss bedingungslos vor den Wünschen von Menschen stehen für die das Einnehmen berauschender Mittel so sehr zum Alltag gehört das sie danach noch Auto fahren müssen.
Lieber Herr Norml,
wahrscheinlich bin ich mittlerweile so alt, dass mich kein Ordnungshüter mehr nach Rauschgiftkonsum fragt.
Keineswegs will ich einem ungezügelten Alkoholkonsum das Wort reden. Allerdings glaube ich, dass der Vorschlag der Ministerin, der sich an Führerscheinanfänger (und somit an Volljährige) richtet, nichts mit dem von Ihnen erwähnten "Rauschbedürfnis" zu tun hat, da m.E. der Konsum von zwei Gläsern Bier zwar zu etwa 0,5 Promille, nicht aber zum Rausch oder zu Fahruntüchtigkeit führt.
Wenn dem so wäre (jetzt mach´ ich mich mal so richtig beliebt), müsste parallel eine reduzierte Promillegrenze für Senioren eingeführt werden. Schließlich lässt sich die im Alter nachlassende Reaktionsfähigkeit nicht uneingeschränkt durch langjährige Fahrpraxis kompensieren.
Erstaunlich bei unseren Politikern ist im übrigen, dass dem Autofahrer immer und der maroden Infrastruktur nie die Schuld für Unfälle gegeben wird!
Im Prinzip... endgültig disqualifiziert.
Mit 0,5 Promille befriedigt man schon lange ein Rauschbedürfniss! Da gibts nix zu diskutieren! Da finden sich ja noch nicht mal kontroverse Aussagen von Medizineren, Toxikologen o.ä. Fachleuten.
Bei nem Joint ist das Expertenlager noch nicht geschlossen einig... bei 0,5 promille Alkohol im Blut allerdings gibts keine Zweifel das bereits ein gewisses Bedürfniss nach Rausch bzw. Bewusstseins- und Wahrnehmungsveränderung befriedigt wird.
Oder sind zwei Schnäpse/Bier/Wein etwa blos ein "Nahrungsergänzungsmittel"? Auf Molekularbasis reduziert ist Ethanol (gemein als Alkohol bezeichnet) völlig zweifelsfrei den Nervengiften zuzuordnen - egal wie klein die Dosis ist - immer werden Nervenzellen irreperabel geschädigt.
Prost!