Ungewöhnlich schonungslos greift Rudi Vervoort die saudische Islam-Auslegung an. Sie sei "nicht kompatibel" mit unseren Werten. Deswegen fordert der Brüsseler Ministerpräsident, dass der Föderalstaat den Erbpachtvertrag für die Große Moschee von Brüssel beendet. Den Vertrag hatte König Baudouin in den 1970er Jahren mit den Machthabern in Riad geschlossen. Die Moschee im Jubelpark wird seit Monaten als Brutstätte des radikalen Islams angesehen.
In Belgien lebten zwar kaum Saudis, ihr Einfluss auf die Muslime sei aber riesengroß, kritisiert Vervoort. Mit ihrer streng konservativen Auslegung der Religion würden Imame aus Saudi-Arabien den Nährboden für radikale und gewaltbereite Islamisten schaffen. Sie finanzierten außerdem Bücher, Fernsehsender, Moscheen und schickten radikale Imame zu uns. Vor allem junge Männer würden zum Opfer solcher Hassprediger. Das müsse endlich aufhören.
"Chez nous, c’est fini", so Vervoort wörtlich. Als Gegenmaßnahme schlägt der Brüsseler Ministerpräsident eine eigene Imam-Ausbildung in Belgien vor - in Einklang mit den westlichen Werten. Die wirtschaftlichen Beziehungen zu Saudi-Arabien sieht Vervoort aber nicht in Gefahr. Man könne schließlich nicht nur mit sympathischen Ländern Geschäfte machen…
Alain Kniebs - Bild: Laurie Dieffembacq (belga)