Montagmorgen: In der Kaserne von Heverlee bei Löwen bemerkt ein Soldat eher zufällig ein kleines Loch in der Umzäunung des Stützpunktes. Der Mann schlägt sofort Alarm. Daraufhin ordnet der Kommandant an, dass das komplette Gelände durchsucht werden muss.
Schnell zeigt sich, dass es um mehr als nur ein Kinkerlitzchen oder einen Dummejungenstreich ging. Es wurden nämlich gleich mehrere Brandsätze entdeckt, die unter aufgereihten Militärfahrzeugen platziert worden waren. Offenbar handelte es sich um Flaschen, die eine brennbare Flüssigkeit enthielten - wohl keine Profiarbeit. Sie waren offensichtlich nur deshalb nicht hochgegangen, weil die Lunten wohl durch den Wind oder den Regen gelöscht wurden.
Am Ende ist also dann doch nichts passiert, nur wirft der Vorfall natürlich gleich eine Reihe von Fragen auf. Unbequeme Fragen. Wie kann es sein, dass einer noch bei Terrorwarnstufe drei einfach so auf das Gelände einer Militärkaserne gelangen kann? Und noch dazu ausgerechnet in Heverlee, wo Teile der belgischen Special Forces und auch des Militärgeheimdienstes stationiert sind?
Folgen der jahrelangen Sparmaßnahmen
"Solche Frage sind durchaus nachvollziehen und ich kann sie auch verstehen", sagt Verteidigungsminister Steven Vandeput (N-VA). "Aber, man muss mal die Kirche Dorf lassen: Man kann eben nicht jeden Zentimeter Umzäunung permanent im Blick haben." Wirklich beruhigend klingt das natürlich nicht wirklich.
Schon gleich nach dem Vorfall hatten Gewerkschaften die Geschichte als "beispielhaft" gebrandmarkt: "Da sieht man die Folgen der jahrelangen Sparmaßnahmen", sagte Yves Huwart von der Gewerkschaft ACMP in der VRT. "Viele Soldaten wundern sich längst über gar nichts mehr."
Überraschenderweise kein Widerspruch vom Verteidigungsminister, er verweist aber auf seine Vorgänger. "Ja, es stimmt: Jahrzehntelang ist bei den Streitkräften immer wieder gespart und gespart worden", sagt Steven Vandeput. Er würde ja auch gerne investieren, etwa in elektronische Bewachungsanlagen. Allerdings könne man nicht von jetzt auf gleich den Investitionsstau auflösen. "Diese Regierung wird jedenfalls alles tun, was das bekanntermaßen enge Haushaltskorsett hergibt, um schnellstens da Abhilfe zu schaffen, wo es am nötigsten ist", verspricht Vandeput.
Bislang 18 Millionen Euro für Anti-Terror-Einsätze
Aber wenn es bei der Armee wirklich so arg um die Finanzen steht: Muss man sich da nicht Sorgen machen? Konkret: Als die Terrorwarnstufe vier ausgerufen wurde, da wurden ja massiv Soldaten eingesetzt, um die Sicherheit in der Hauptstadt zu gewährleisten. Und auch jetzt, wo die Warnstufe wieder auf Niveau drei gesenkt wurde, sind ja viele Militärs für so genannte statische Aufgaben abgestellt und bewachen als "sensibel" eingestufte Gebäude. Ist das denn noch lange durchzuhalten?, wird der Verteidigungsminister in der VRT gefragt.
Steven Vandeput lässt da aber keine Zweifel offen: "Der Einsatz dauert so lange, wie er dauert. Am Geld wird das nicht scheitern. Aber zugegeben, einfach ist das nicht. Bislang haben die diversen Anti-Terror-Einsätze schon mit 18 Millionen Euro zu Buche geschlagen. Das Geld ist aber erwiesenermaßen gut angelegt", sagt Steven Vandeput.
18 Millionen, das kommt daher, dass die Soldaten für die Anti-Terror-Einsätze im Grunde die dieselben Prämien bekommen wie bei Auslandseinsätzen. Das schildert im Übrigen auch ein Soldat in einer Reportage der Zeitung L'Avenir. Nicht, dass man prinzipiell Brüssel mit Kabul gleichsetze - vielmehr sei es so, dass die Einsatz-Bedingungen dieselben sind.
So sind die Soldaten etwa in einer Kaserne untergebracht und müssen rund um die Uhr einsatzbereit sein. Für die Dauer der Mission gibt es auch keine Rückkehr zur Familie. Selbst dann nicht, wenn man nur einen Steinwurf von zu Hause untergebracht ist. "Und deswegen gebühren den Soldaten denn auch Dank und Anerkennung", sagt Steven Vandeput.
Roger Pint - Archivbild: Stephan Pesch/BRF