Endlich funktioniert sie wieder: die Metro. Und zwar vollständig, alle Linien, alle Stationen. Tausende Berufstätige, Eltern und Schüler in Brüssel haben aufgeatmet, als sie diese Nachricht am Donnerstag hörten. Zwar sollen die Bahnen nachts eine Pause einlegen, aber zumindest zur Arbeit, zur Schule und zurück nach Hause kann sie zwischen 6:00 und 22:00 Uhr benutzt werden. Was für eine Erleichterung.
Freude auch bei Rudy Vervoort: Der Ministerpräsident der Hauptstadtregion Brüssel begrüßte ausdrücklich die Entscheidung, auf Niveau drei der Terrorwarnstufe zurückzugehen. Für Brüssel sei das eine sehr weitreichende Entscheidung, sagte Vervoort im VRT-Fernsehen. Das sei sehr bedeutend für das Leben in Brüssel, für die Veranstaltungen, für das soziale und kulturelle Leben. Ja, wirklich bedeutend. Und natürlich werde man trotzdem vorsichtig bleiben.
Weihnachtsmarkt kann stattfinden
Die Freude ist bei Vervoort sicher auch deshalb so groß, weil am Freitag ein wichtiges Ereignis ansteht für Brüssel: die Eröffnung des Weihnachtsmarkts. Sie wird wie geplant stattfinden. Das gab Brüssels Bürgermeister Yvan Mayeur noch am Freitagabend bekannt.
Die Buden für den Weihnachtsmarkt waren noch unter Terrorwarnstufe 4 aufgebaut worden. Gerade so, als ob man schon geahnt hätte, dass da etwas im Busch liege. Dann hätten die Budenbetreiber allerdings mehr gewusst, als die Politiker. Sie wurden von der Entscheidung völlig überrascht, dass die Terrorwarnstufe für Brüssel auf Niveau drei gesenkt wurde.
Das mag ein Grund dafür sein, dass die Kommunikation danach auch etwas - sagen wir mal - problematisch ausfiel. Was heißt es eigentlich konkret, wenn das Niveau von vier auf drei gesenkt wird? Und warum wurde es überhaupt plötzlich gesenkt?
Bernard Clerfayt, immerhin Bürgermeister von Schaerbeek, einer der 19 betroffenen Brüsseler Gemeinden, wusste es am Freitagmorgen immer noch nicht. Im Telefoninterview mit der RTBF sagte er: "Wir als Bürgermeister haben absolut keine Information darüber, warum das Krisenzentrum und die Regierung sich zur Absenkung des Niveaus entschieden hat." Genauso sei es gewesen, als das Niveau von drei auf vier erhöht wurde. Man habe lediglich die Information erhalten. Mehr nicht.
Auch der Justizminister wird nicht konkret
Eigentlich sollte Justizminister Koen Geens Licht ins Dunkel bringen. Kann er aber nicht. Wieder bei den Kollegen der RTBF sagte er Freitagmorgen, der konkrete Grund für die Herabsetzung wäre sehr kompliziert zu erklären, selbst wenn ich ihn denn kennen würde. Alles sei ein Zusammenspiel von vielen Elementen. Die Entscheidung für Warnstufe drei oder vier sei keine Mathematik, keine Wissenschaft, sondern das Ergebnis unterschiedlichster Überlegungen aufgrund unterschiedlichster Erkenntnisse.
Trotz Nachhakens des Journalisten war mehr aus Geens nicht herauszubekommen. Unbefriedigend, zumal Geens auch noch einmal wiederholte, was Charles Michel am Donnerstag schon in der Kammer, allerdings noch bei Terrorwarnstufe vier gesagt hatte: "Die Bedrohung ist noch vorhanden, sie liegt noch nicht hinter uns."
Und um das quasi noch zu bestätigen, unterstrich Außenminister Didier Reynders seinerseits, wie gefährlich alles unter Terrorwarnstufe drei bleibe: "Wenn man Stufe drei hat, befindet man sich in einer sehr ernsten Situation. Für das ganze Land gilt Stufe drei, und auch in anderen Städten sind Sicherheitskräfte auf den Straßen unterwegs. Man kann nicht alle Vorsichtsmaßnahmen vergessen. Darum bitten wir auch unsere Bürger, weiter sehr vorsichtig zu bleiben."
Kay Wagner - Foto: Nicolas Maeterlinck (belga)