Der mutmaßliche Drahtzieher der Terroranschläge von Paris, Abdelhamid Abaaoud, ist tot. Der 28-jährige Belgier sei bei der Polizeiaktion am Mittwochmorgen in Saint-Denis getötet worden, teilte die Staatsanwaltschaft am Donnerstag mit. Abaaoud war das Ziel des dramatischen Einsatzes nördlich der französischen Hauptstadt, sein Schicksal war danach aber zunächst unklar. Weiteren terroristischen Bedrohungen will Frankreich künftig auch mit schärferen Gesetzen begegnen.
Der jetzt in Frankreich getötete Abaaoud galt als meistgesuchter Islamist Belgiens und war nicht erst seit den Anschlägen von Paris mit insgesamt 129 Todesopfern im Visier der Sicherheitsbehörden. Gesucht wurde er seit einem vereitelten Terroranschlag auf Polizisten in Verviers im vergangenen Januar. Zwischenzeitlich soll er für die Terrormiliz Islamischer Staat in Syrien gekämpft haben.
Spezialkräfte hatten bei ihrem Zugriff am Mittwoch in Saint-Denis acht Menschen festgenommen. Zwei mutmaßliche Terroristen starben, neben Abaaoud wahrscheinlich eine Frau, die sich in die Luft sprengte. Laut Staatsanwalt François Molins hatte es einen Hinweis gegeben, dass Abaaoud sich in Saint-Denis aufhalte. Ob er sich ebenfalls selbst tötete, war am Donnerstag noch unklar.
Premierminister Manuel Valls bezeichnete Abaaoud als "eins der Gehirne der Anschläge". "Wir wissen heute, dass Abaaoud, das Gehirn dieser Anschläge - eins der Gehirne, denn wir müssen besonders vorsichtig sein und kennen die Bedrohungen - sich unter den Toten befand", sagte er in der Nationalversammlung.
Die französischen Abgeordneten stimmten für eine Verlängerung des nach den Attentaten verhängten Ausnahmezustands um drei Monate. Außerdem votierten sie für teils erweiterte Befugnisse der Sicherheitsbehörden. Das Vorhaben braucht aber noch die Zustimmung des Senats, der sich an diesem Freitag damit befasst. Valls hatte zuvor vor weiteren Attentaten gewarnt. "Es kann auch ein Risiko chemischer oder bakteriologischer Waffen geben", sagte er. "Man darf heute nichts ausschließen."
Im Kampf gegen Terroristen durchsuchte auch die belgische Polizei am Donnerstag wieder mehrere Häuser im Großraum Brüssel. Nach Informationen der Nachrichtenagentur Belga richteten sich die Aktionen vor allem gegen Freunde und Familienangehörige von Bilal Hadfi, einem der Selbstmordattentäter von Paris. Einen direkten Zusammenhang mit den Anschlägen gibt es laut Staatsanwaltschaft aber nicht. Die Untersuchung habe schon vorher begonnen.
In einer neuen Videobotschaft drohte die Terrormiliz IS indirekt mit einem Anschlag in New York - die Polizei und Bürgermeister Bill de Blasio sehen aber keine konkrete Gefahr. Das Video enthält unter anderem eine Bildsequenz aus New York und dann, offenbar an einem anderen Ort aufgenommen, die Aufnahme eines Selbstmordattentäters. Das Video sei offensichtlich in den vergangenen Tagen hastig zusammengeschnitten worden, hieß es.
Frankreichs Außenminister Laurent Fabius erklärte, die Welt müsse die Bedrohung durch die IS-Terrorkämpfer in den Griff bekommen. Das Engagement Moskaus im Kampf gegen die Terrormiliz in Syrien begrüßte er. "Es gibt eine Öffnung Russlands" sagte er im Sender France Inter. Russland fliegt seit längerem Luftangriffe in Syrien, will dabei nun aber stärker mit Frankreich zusammenarbeiten. Differenzen bleiben allerdings: Während der Westen auf den Sturz des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad hofft, hält Moskau an ihm fest.
belga/dpa/rtbf/fs/sr - Bild: afp