Nicht nur Frankreich, auch Belgien steht nach den verheerenden Anschlägen vom vergangenen Freitag weiter unter Hochspannung. In der Nacht wurde die Terrorwarnstufe auf drei erhöht. Direkte Konsequenz: das Freundschaftsspiel zwischen Belgien und Spanien am Dienstagabend im Brüsseler König-Baudouin-Stadion ist abgesagt worden. Grund für die Maßnahme ist wohl, dass einer der Hauptverdächtigen der Attentate weiter auf der Flucht ist.
Jetzt gilt Terrorwarnstufe drei, auf einer Skala bis vier - und das für das ganze Land. Niveau drei, das bedeutet laut Definition, dass ein Anschlag in Belgien "möglich und wahrscheinlich" ist. Die Terrorwarnstufe wird nicht von der Regierung erhöht, sondern vom Anti-Terrorstab OCAM. Diese Experten bewerten ständig die Sicherheitslage neu. Und auf der Grundlage von neuen Erkenntnissen habe das OCAM die Terrorwarnstufe eben auf Niveau drei erhöht, bestätigte auch Innenminister Jan Jambon.
Das bedeutet: Ab jetzt kann wieder systematisch die Armee eingesetzt werden - zum Schutz von sensiblen Gebäuden. Diese Maßnahme galt im Moment eigentlich nur noch für besonders bedrohte Gebäude, wie etwa jüdische Einrichtungen. Jetzt kann die Armee im ganzen Land für solche "statische" Aufgaben abgestellt werden.
Eine direkte Konsequenz der Erhöhung der Terrorwarnstufe, das ist aber auch die Annullierung des Freundschaftsspiels Belgien gegen Spanien am Dienstagabend. Diese Entscheidung kam für viele ziemlich überraschend und kurzfristig. Eine kleine Anekdote, die das illustriert, ist der Auftritt von Innenminister Jambon in einer Fernsehsendung. Dort hat er vollmundig erklärt, dass man sich eben nicht einschüchtern lassen sollte, dass das Leben weitergehen müsse, und dass eben deshalb auch das Spiel stattfinden müsse. Und dann, quasi eine Stunde später wird das Spiel dann doch abgesagt.
Andererseits zeigt diese Anekdote auch, dass das OCAM durchaus eigenständig entscheidet. Erst in der Nacht hat man dem Fußballbund Bescheid gesagt, sagte auch Bob Madou, Sprecher der "Union belge". Spät Abends sei der Präsident des Fußballbunds vom Premierminister persönlich informiert worden, sagt der Sprecher. Und dabei sei eben angeordnet worden, das Spiel abzusagen. Auch beim Fußballbund habe man natürlich kein Risiko eingehen wollen, sagt der Sprecher.
Zur Neubewertung der Sicherheitslage hat anscheinend auch geführt, dass einer der Hauptverdächtigen der Anschläge von Paris weiterhin auf der Flucht ist. Der international gesuchte Salah Abdeslam soll einer der Attentäter gewesen sein. Man geht davon aus, dass er in Paris war und auch an den Anschlägen teilgenommen hat. Am Samstag war er nach Belgien zurückgekommen. Er könnte also noch im Land sein und er verfügt theoretisch über Waffen und sogar Sprengstoff. Auch der Sprecher des föderalen Krisenstabs bestätigte, dass Salah Abdeslam unmittelbar mit der Erhöhung der Terrorwarnstufe zu tun hat. Weil der Mann noch nicht gefasst werden konnte, wollen die Ermittler nicht ausschließen, dass er wieder zuschlagen könnte, sagt der Sprecher. Innenminister Jan Jambon bestätigte: solange der Mann nicht gefasst wurde, solange bleibe es bei Terrorwarnstufe drei.
Die Zeitung Het Nieuwsblad hat am Dienstag gemeldet, der Mann sei sogar am König Baudouin Stadion gesehen worden. Diese Information wurde aber nicht bestätigt.
Roger Pint - Bild: Französische Polizei