Ein Land, ein ganzer Kontinent hält inne. Schweigeminute. In Unternehmen, Behörden, auf der Straßen, vor dem Föderalen Parlament: überall hält das Leben für eine Minute an. "Fast überall". In der Brüsseler Stadtgemeinde Molenbeek läuft nämlich zeitgleich eine Polizeiaktion. Aus Haus wurde umstellt, in der Rue Delaunoy Nummer 47.
Die Polizei ist mit einer Hundertschaft vor Ort: Das Gebiet ist weiträumig abgeriegelt. Spezialeinsatzkräfte und gepanzerte Fahrzeuge sind zu sehen, schwerbewaffnete Polizisten auch auf den Dächern.
Plötzlich überschlagen sich die Meldungen - von Schüssen, gar Explosionen ist die Rede.
Szenenwechsel. Die Info über die angeblichen Schüsse sorgen plötzlich für einen Moment lang für ein riesiges Durcheinander. Plötzlich geht eine Meldung durch die Sozialen Netzwerke, wonach es Schüsse im Regierungsviertel gegeben habe. Ein Hauch von Panik. Schnell wird das aber dementiert: Nichts, keine Schüsse, sondern "nur" eine Bombendrohung. Die erweist sich später als falscher Alarm.
Zurück nach Molenbeek. Stundenlang sprechen Beobachter vor Ort von einem "bevorstehenden" Zugriff. Erst gegen 12Uhr45, fast drei Stunden nach Beginn des Einsatzes, wird dann eine Detonation gemeldet. 20 Minuten später eine zweite. Das Gebäude wird aber nicht gleich gestürmt. Vielmehr zeigen die Fernsehsender Polizisten, die sich über die Dächer an die Wohnung heranpirschen. Gegen 14 Uhr dann heißt es: Einsatz beendet. Das bestätigt dann auch Françoise Schepmans, die Bürgermeisterin von Molenbeek, in der RTBF.
Das Ergebnis der Aktion ist dann doch enttäuschend. Bis auf eine "administrative Festnahme", die keinen Bezug hatte zu den eigentlichen Ermittlungen. Apropos: die Föderale Staatsanwaltschaft bestätigte, dass die Razzia in Zusammenhang stand mit der Fahndung nach Salah Abdeslam. Also genau dem Mann, nach dem im Moment weltweit gesucht wird. Er gilt als einer der mutmaßlichen Drahtzieher der Anschläge von Paris.
Salah Abdeslam ist 26 Jahre alt, französischer Staatsbürger und war wohnhaft in Molenbeek. Er soll eins der Fahrzeuge angemietet haben, das von den Attentätern benutzt wurde. Er soll auch selbst an den Anschlägen beteiligt gewesen sein. Sein Bruder, der ebenfalls in Molenbeek wohnte, gehört zu denen, die sich am Freitag in Paris in die Luft gesprengt haben.
Salah Abdeslam war am Morgen nach den Anschlägen an der französisch-belgischen Grenze kontrolliert worden. Mit im Wagen waren noch zwei weitere Männer. Als seine Verbindung zu den Anschlägen bekannt wurde, führte die Brüsseler Polizei eine Reihe von Hausdurchsuchungen in seinem Umfeld durch. Dabei waren am Wochenende sieben Verdächtige festgenommen worden. Inzwischen wurde gegen zwei von ihnen Haftbefehl erlassen, wegen mutmaßlicher Beteiligung an den Pariser Attentaten und Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung. Die übrigen fünf Verdächtigen wurden wieder auf freien Fuß gesetzt. Darunter ist auch ein weiterer Bruder von Salah Abdeslam, der aber offenbar nichts mit der Sache zu tun hatte.
Salah Abdeslam ist aber in jedem Fall nur ein Teil des Räderwerks. Inzwischen scheinen sich die Hinweise zu verdichten, dass der Drahtzieher der Anschläge in Syrien sitzt. Der französische Staatspräsident François Hollande erklärte am Montag, die Anschläge seien in Syrien in Auftrag gegeben und geplant, dann in Belgien organisiert und koordiniert worden und schließlich mit Hilfe von Franzosen umgesetzt worden.
Mit "Syrien" ist wohl namentlich Abdelhamid Abaaoud gemeint, Belgier, in Molenbeek geboren und aufgewachsen. Abaaoud galt schon als der Kopf der Vervierser Terrorzelle. Als die im Januar ausgehoben wurde, setzte sich Abaaoud nach Syrien ab. Von dort aus hatte er in den letzten Monaten auch mehrmals mit Anschlägen in Europa gedroht.
Viele Spuren weisen im Moment also nach Belgien. Kein Ruhmesblatt für das Land und seine Sicherheitsbehörden.
Roger Pint - Bild: Benoit Doppagne (belga)
Eigentor für eine absolut ausländerfeindliche NV-A-Regierung! Jetzt wirds schwer für die braune Propaganda gegen Zuwanderer. Da hätte Dewever wohl besser die Deutschen Polizisten mit unseren Ermittlern unterstützt, denn in Augsburg wurde ein Waffenlieferant ausfindig gemacht, der den Terroristen in Paris möglicherweise was geliefert hat. Den Terrorismus werden wir erst los, wenn wir Länder wie Griechenland dazu überzeugt bekommen, Grenzschutzunterstützung von Belgischen und Deutschen Grenzpolizisten in Anspruch zu nehmen.