Zwei der Attentäter von Paris haben in Belgien gewohnt. Das hat die föderale Staatsanwaltschaft bestätigt. Sie hätten aber die französische Nationalität gehabt. Einer der Täter soll in Brüssel gewohnt haben, der andere in Sint-Jans-Molenbeek. Die französischen Ermittler haben inzwischen drei der sieben Attentäter identifizieren können, die für die Terrorserie in Paris am Freitagabend verantwortlich waren.
Die RTBF hatte bereits berichtet, dass ein Belgier unter den Attentätern der Konzerthalle Bataclan gewesen sein könnte. Es wird vermutet, dass es sich um den Mann handelt, der den Polo gemietet hatte, der vor der Halle entdeckt worden war.
Bei der Anti-Terror-Razzia im Brüsseler Stadtteil Molenbeek sind nach Angaben der Staatsanwaltschaft insgesamt sieben Personen festgenommen worden. Die Bürgermeisterin von Molenbeek, Françoise Scheepmans, hatte zuvor von fünf Festnahmen berichtet. "Es ist anzunehmen, dass es sich um ein Netzwerk handelt", sagte sie, ohne weitere nähere Angaben in der RTBF-Sendung 'Les Décodeurs'.
Die föderale Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Terrorismus im Zusammenhang mit den Anschlägen in Paris, da es eine Spur nach Belgien gibt. Nach Informationen der RTBF sollen insgesamt drei Autos aus Belgien mit den Attentaten in Paris in Verbindung stehen: ein Polo, der vor der Konzerthalle Bataclan geparkt war, ein Seat, der in der Nähe des Friedhofs Père-Lachaise aufgefunden worden war, und ein Golf, der am Samstagabend bei dem Polizeieinsatz in Molenbeek beschlagnahmt worden war.
Die VRT zitiert inzwischen ihren Pariser Korrespondenten mit den Worten, die Pariser Medien redeten inzwischen von der 'Belgien-Spur', manche würden das Land als die 'europäische Dschihadisten-Hauptstadt' bezeichnen, aus der Planung und Logistik kämen. Innenminister Jambon trifft am Sonntag in Paris seinen Amtskollegen Cazeneuve. Gesprächsthemen sind die polizeiliche Zusammenarbeit, die Sicherheit und die Grenzkontrollen.
Konnten einige Attentäter flüchten?
In dem Golf, der in Molenbeek beschlagnahmt wurde, könnten möglicherweise drei Komplizen der Attentäter von Frankreich nach Belgien zurückgekehrt sein. Zwei von ihnen werden zur Zeit verhört. Es handelt sich um zwei Brüder aus Molenbeek, einer von ihnen ist ein Syrienkämpfer.
Die französischen und die belgischen Ermittler überprüfen gemeinsam die Gegenstände, die bei den Hausdurchsuchungen in Molenbeek beschlagnahmt worden sind. Einige französische Ermittler halten sich zur Zeit in Brüssel auf.
Wegen der Verbindungen zu Belgien hatte die Föderalregierung am Samstag in Absprache mit dem Nationalen Sicherheitsrat beschlossen, die Terrorwarnstufe für Großveranstaltungen auf das zweithöchste Niveau anzuheben. Events, zu denen viele Menschen erwartet werden, können somit von Soldaten besonders gesichert werden. Das gilt auch für das Freundschaftsspiel der Roten Teufel gegen Spanien am Dienstag in Brüssel.
Unter den Todesopfern der Anschlagserie in Paris ist auch ein Paar aus Lüttich und eine Person mit belgischer und französischer Staatsbürgerschaft.
"Plan" für Molenbeek
Innenminister Jan Jambon, Premierminister Charles Michel und die Chefin der föderalen Polizei, Catherine De Bolle, hatten am Sonntagmittag einen nicht näher bezeichneten "Plan für Molenbeek" angekündigt. Jambon brachte es auf die Formel: "Dort ist die Lage nicht unter Kontrolle". Polizeichefin De Bolle erklärte, die Polizei habe dort enorme Probleme.
rtbf/belga/est/alk/fs - Foto: Emmanuel Dunand (belga)