Bis spät in die Nacht haben Sondereinheiten der Polizei mehrere Häuser in Molenbeek durchsucht. Die föderale Staatsanwaltschaft ermittelt inzwischen wegen Terrorismus. Offenbar soll es eine Verbindung zwischen dem Fahrzeug mit belgischem Kennzeichen, das von einer Person aus Molenbeek angemietet worden war, und den Anschlägen in Paris geben.
Drei Personen seien festgenommen worden, erklärte der französische Staatsanwalt Jean-Pascal Thoreau in Brüssel. Einer der Männer sei am Freitagabend in Paris gewesen, erklärte Premierminister Charles Michel im Fernsehen. Die Spur ging von einem Mietwagen mit belgischem Kennzeichen aus, der von der Pariser Konzerthalle "Bataclan" entdeckt worden war.
Es sei aber noch zu früh, um Schlüsse aus der Sache zu ziehen, so Michel. Deswegen bleibt die Verbindung zwischen dem Fahrzeug mit den belgischen Nummernschildern und den Attentaten von Paris weiter unklar. Im Mittelpunkt stehe aber ein Franzose, der in Belgien lebt. Er habe den Wagen angemietet, sei aber am Samstagmorgen bei einer Kontrollen an einem Grenzübergang zwischen Frankreich und Belgien in einem anderen Fahrzeug mit zwei weiteren Insassen aufgefallen, erklärte der französische Staatsanwalt François Molins in Paris.
Unterdessen machen neue Gerüchte die Runde, drei der toten Pariser Terroristen stammten aus Molenbeek - dafür gibt es von offizieller Seite bislang aber keine Bestätigung. Die Brüsseler Stadtgemeinde gilt als Hochburg des radikalen Islamismus' in Belgien. Er werde dem nicht mehr tatenlos zusehen und in Molenbeek aufräumen, sagte Innenminister Jan Jambon am Abend bei VTM. Das "Problem Molenbeek" müsse ein für allemal gelöst werden.
Bei der Anschlagserie in Paris wurden insgesamt 129 Menschen getötet, darunter auch ein Paar aus Lüttich und eine Person mit belgischer und französischer Staatsbürgerschaft. 352 Menschen wurden verletzt, 99 von ihnen sind in kritischem Zustand.
Terrorwarnstufe für Großveranstaltungen erhöht
Wegen der möglichen Verbindungen der Pariser Attentäter nach Belgien hat der Anti-Terror-Stab OCAM die Bedrohungslage neu bewertet. Auch der Nationale Sicherheitsrat um Premierminister Charles Michel ist am späten Abend ein zweites Mal zusammengekommen. Dabei wurde die Terrorwarnstufe für Großveranstaltungen erhöht.
Für große Sport- und Kulturveranstaltungen gilt nun Terrorstufe drei von vier. Dort können von nun an Soldaten zum Schutz der Besucher eingesetzt werden. Etwa beim Freundschaftsspiel der Roten Teufel gegen die spanische Fußballnationalmannschaft am kommenden Dienstag in Brüssel. Aber auch anderswo im Land, wo große Menschenmassen erwartet werden.
Zuvor hatte die Föderalregierung bereits beschlossen, wieder Personenkontrollen an den Grenzen zu Frankreich einzuführen, was seit Samstagmorgen auch der Fall ist. Auch an den Flughäfen und den großen Bahnhöfen des Landes wird jetzt stärker kontrolliert.
Mahnwache in Brüssel
Auf der Brüsseler Grand’Place wurde am Samstagabend eine Mahnwache abgehalten. Das historische Rathaus erstrahlte in den französischen Nationalfarben blau-weiß-rot als Zeichen der Solidarität mit den vielen Opfern in Paris. Auch vor der französischen Botschaft unweit des Parlaments in Brüssel legten Menschen Blumen nieder und zünden Kerzen an.
Alain Kniebs - Foto: James Arthur Gekiere (belga)