Jozef De Kesel als neuer Erzbischof: Das ist durchaus eine Überraschung. Vor einigen Jahren wäre das nicht der Fall gewesen. De Kesel war 2010 noch Hilfsbischof im Bistum von Mechelen-Brüssel, sozusagen die rechte Hand von Kardinal Godfried Danneels. Dazu sein spiritueller Ziehsohn. Ganz Kirchen-Belgien war davon ausgegangen, dass er Danneels Nachfolger würde. Doch der damalige Papst Benedikt zauberte einen anderen Erzbischof aus dem Hut: den Konservativen und inzwischen höchst umstrittenen André-Joseph Léonard. Wie es aus Kirchenkreisen heißt, soll sich Danneels – der als Vertrauter des aktuellen Papstes Franziskus gilt – diesmal durchgesetzt und seinen Schützling auf den Stuhl des Erzbischofs gehievt haben.
Jozef De Kesel ist ein Mann, der die Kirche und ihre Gläubigen wieder versöhnen kann, sagt Geert De Kerpel von der katholischen Zeitschrift Tertio. De Kesel sei ein renommierter Theologe mit einer deutlichen Vision, wohin die Kirche in der heutigen Zeit hinsteuern soll. Er wolle weder verkrampft an Altem festhalten, noch um jeden Preis mit der Mode gehen. Er gilt als weltoffen, behutsam, als sanfter Reformer, der auch schon mal an den Grundprinzipien der Kirche rüttelt. 2010 etwa hatte er das Zölibat in Frage gestellt. Auch Frauen könnten nach seinen Vorstellungen das Priesteramt bekleiden. Die katholische Kirche auf den Kopf stellen wird er aber ganz sicher nicht, da sind sich Experten einig.
Rückblick: Jozef De Kesel tritt 1965 in das Priesterseminar von Gent ein. Anschließend wird er Dozent und lehrt Theologie, unter anderem an der Katholischen Universität Löwen. 2002 wird er zum Hilfsbischof im Bistum Mechelen-Brüssel geweiht. Anfang 2010, als der Missbrauchsskandal um den ehemaligen Bischof Roger Vangheluwe ans Licht kommt, schickt ihn die belgische Bischofskonferenz nach Brügge, um im von Krisen geschüttelten Bistum aufzuräumen. Mit Jozef De Kesel kehrt wieder Ruhe in Westflandern ein, bis er zwei personelle Fehlentscheidungen trifft: Weil er Geistliche als Pfarrer einsetzt, denen man Kindesmissbrauch vorwirft, gerät er in die Schlagzeilen. "Ich habe Verständnis für die Kritik", erklärte De Kesel seinerzeit in der VRT. Die Sache sei sehr kompliziert. Ihm wurde vorgeworfen, im Pädophilie-Skandal nicht hart genug durchgegriffen zu haben.
Immer mehr Leute nehmen Bischof De Kesel jetzt aber in Schutz, sagt der Kirchenkenner De Kerpel. Die Ausmaße des Skandals in Brügge seien erst mit und mit deutlich geworden. De Kesel habe stets die richtigen Entscheidungen getroffen.
Alain Kniebs - Bild: Nicolas Maeterlinck (belga)
"Auch Frauen dürften nach seinen Vorstellungen das Priesteramt bekleiden"
weiter: "weil er Geistliche einsetzt als Pfarrer einsetzt denen man Kindesmissbrauch vorwirft"
Hm, was nun? Will die katholische Kirche normal glaubwürdig werden, müssten AUCH und bestimmt im Vatikan einige Köpfe rollen;