"Die Soße macht den Unterschied", diese Faustregel wird anscheinend auch angewandt, um dem Kunden Pangasius für Kabeljau zu verkaufen.
Die Meeresschutzorganisation Oceana hat Brüsseler Restaurants unter die Lupe genommen, genauer gesagt den Fisch, der dort angeboten wird. In 150 Etablissements ließ man sich Kabeljau, Thunfisch, Seezunge und Co auftischen und entnahm dabei insgesamt 280 Stichproben. Diese Proben gingen dann in ein Labor der Katholischen Universität Löwen, wo sie einem Gentest unterzogen wurden. Das Resultat war schockierend, sagt Nicolas Fournier von Oceana: In einem von drei Fällen war nicht drin, was draufstand.
Beispiel: Statt des bestellten Kabeljaus bekommt der Kunde Pangasius. Ein - im Vergleich - eher minderwertiger Fisch. Besonders krass ist der Etikettenschwindel aber beim Roten Thunfisch: In 70 Prozent der Proben war kein Roter, sondern Weißer Thunfisch.
Hier wird der Kunde nicht nur getäuscht, was das Produkt angeht, sondern gleich nach allen Regeln der Kunst betrogen, sagt Nicolas Fournier von Oceana. Beispiel: Ein Pangasius kostet im Einkauf vielleicht schlappe drei bis vier Euro, wird dann aber als Seezunge für 30 Euro aufwärts verkauft. Die Gewinnmargen sind mitunter enorm. Aber nicht genug damit, dass man minderwertigen Fisch als Premiumprodukt aufgetischt bekommt, dahinter verberge sich noch ein viel größeres, nämlich ein sanitäres Problem. Nennen wir es mal Fischwäsche, sagt der Umweltaktivist Fournier. Es ist so: In dem Moment, wo Fische unter falscher Flagge angeboten werden, können sie von gleich wo stammen. Oft sind es Tiere, die illegal gefangen wurden. Die kommen dann über die Restaurants in den offiziellen Kreislauf.
Eben weil diese Fische aus "trüben Gewässern" nicht rückverfolgbar sind, eben weil sie außerhalb der offiziellen Kanäle geschwommen sind, entgehen sie auch den sanitären Kontrollen.
Pikant ist in diesem Zusammenhang dass die Tester sogar in den Kantinen der EU-Institutionen auf falsch ausgewiesenen Fisch gestoßen sind. also ausgerechnet da, wo man sich doch eigentlich den Kampf gegen den illegalen Fischfang auf die Fahnen geschrieben hat. Ziemlich kleinlaut erklärte ein Sprecher, dass man die Ergebnisse der Studie "natürlich sehr ernst nehme".
Stellt sich nur noch die Frage: Wer tauscht denn jetzt die Etiketten aus. Eins ist sicher, sagt Nicolas Fournier: Das Problem betrifft vor allem das Restaurant und Gaststättengewerbe. Wer da fuscht, das könne man allerdings nur schwer ermitteln; dafür sind die Wege zu verschlungen. Manchmal sei es der Großhändler, manchmal auch das Restaurant.
Roger Pint - Carsten Rehder (epa)