Die ehemalige Senatspräsidentin und Ex-Bürgermeisterin von Huy, Anne-Marie Lizin ist tot. Sie starb am Samstagmorgen in ihrer Heimatstadt. Das hat ein Sprecher der von Lizin gegründeten Partei "Pour Huy" bekannt gegeben. Lizin war 66 Jahre alt. Erst vor wenigen Tagen war sie in Paris zur Behandlung in ein Krankenhaus eingeliefert worden. Die Todesursache wurde noch nicht bekannt gegeben.
Nach dem Anfang ihrer politischen Karriere als Kommunalpolitikerin in Huy wandte sie sich Anfang der 1970er Jahre der Europa- und Außenpolitik zu. Sie wurde Mitarbeiterin des früheren EU-Kommissars und Außenministers Simonet und später zur Staatssekretärin für Europäische Integration berufen.
Als Parlamentarierin war sie aktiv in Kammer, EU-Parlament und Senat. Als erste Frau in diesem Amt war sie Präsidentin des Senats.
Schlagzeilen machte sie 1983, als sie mit falschen Pässen gemeinsam mit einem Journalisten in Algerien auffiel: Das angebliche Paar wollte einer Mutter ihre vom Vater nach Algerien verschleppten Kinder zurückbringen.
Medienwirksam agierte sie auf dem Parkett der internationalen Organisationen und äußerte sich zu zahlreichen Themen mit dem Schwerpunkt Frauenpolitik.
2009 begann der Abstieg des nicht immer parteikonformen politischen Schwergewichts der PS: Als Bürgermeisterin von Huy wurde ihr Amtsmissbrauch vorgeworfen, was die Justiz in zwei Instanzen 2013 und 2015 bestätigte. Zuvor hatte die PS ihr das Vertrauen entzogen.
Mit dem Rücktritt vom Posten einer Stadtverordneten in Huy hatte Lizin erst Anfang Oktober einen endgültigen Schlussstrich unter ihre politische Karriere gezogen.
Ehemalige Weggefährte aber auch politische Widersacher haben sich bereits zum Tod der ehemaligen PS-Politikerin geäußert: Als PS-Vorsitzender auf Provinzebene reagierte der Lütticher Bürgermeister Demeyer. Anne-Marie Lizin habe aus Huy eine Stadt gemacht, die zähle in der Wallonie. Regionalminister Marcourt twitterte "durchsetzungsstark, kämpferisch, außergewöhnlich". Altminister Flahaut rief dazu auf, "sich ihrer besten Seiten zu erinnern".
Politische Gegner wie Altminister De Croo (OpenVLD), die Senatsvorsitzende Christine Defraigne, die CDH-Politikerin Joëlle Milquet und führende Grünen-Politiker heben Lizins Kämpferqualitäten und ihren Einsatz hervor, alle würdigen ihr Engagement für die Frauenrechte.
Später reagierte auch der Vorsitzende der PS, Di Rupo. Er hatte ihren Parteiausschluss eingeleitet, nachdem offenbar wurde, dass sie überaus großzügig mit der Kreditkarte des Regionalen Krankenhauses umgegangen war, dessen Verwaltungsratsvorsitzende sie war. Nüchtern heißt es in einem Kommuniqué: "Abgesehen von den Differenzen mit der PS während der letzten Jahre spielte Anne-Marie Lizin eine wichtige Rolle in der belgischen Politik".
belga/fs/sh - Foto: Nicolas Lambert (belga)