Es ist zwar erst 11 Uhr, aber die Terrassen auf dem Marktplatz in Löwen sind dicht gefüllt. Unter den Besuchern viele Studenten, die am Vormittag ihr erstes Bier zu sich nehmen. "Ein Bierchen zwischen zwei Vorlesungen, das geht völlig in Ordnung", meint eine Studentin.
Mindestens genauso gut besucht sind die Kneipen an diesem sonnigen Vormittag in der 30 Kilometer entfernten Studentenstadt Neu-Löwen. Auch hier wird Bier bestellt. "An manchen Tagen trinke ich kein einziges Bier, an anderen Tagen dafür aber 20", erklärt ein Student auf Nachfrage der RTBF-Reporterin.
Gerade jetzt zu Beginn des neuen Studienjahres ist der Alkoholkonsum besonderes hoch, weil die Prüfungen noch in weiter Ferne sind. Dieser junge Mann aus Löwen gibt unverhohlen zu: "Im Schnitt bin ich ein Mal die Woche betrunken."
Rik Gosselink, der Vize-Rektor der Universität Löwen KUL, ist sich der Problematik bewusst und startet eine jugendgerechte Kampagne, um auf die Gefahren des übermäßigen Alkoholkonsums aufmerksam zu machen. Oberlehrerhaft will die Uni dabei aber nicht rüberkommen. "Wir setzen auf Sozialkontrolle, wollen, dass die Studenten untereinander Acht geben und diejenigen, die zu viel getrunken haben, darauf aufmerksam machen."
Auch die Löwener Kneipenbesitze machen bei der Aktion mit. Und wollen den jungen Leute zwischen dem vielen Bier auch mal ein Wasser anbieten. Das Ziel: Studenten verantwortungsbewusster machen.
Dass Gefahren bestehen, weiß Martin de Duwe vom Gesundheitsdienst der UCL in Neu-Löwen. Einige bekommen Schwierigkeiten mit dem Lernen. Aber es gibt noch andere Probleme. Wenn sie betrunken seien, hätten einige Studenten ungeschützten Geschlechtsverkehr oder bereuten gewisse Handlungen, würden aggressiv und fügten ihren Gehirnzellen großen Schaden zu - das hätten Langzeitstudien inzwischen ergeben.
Einziger Trost, so der Experte: Alkoholiker würden nur die wenigsten Studenten. Sobald sie in die Arbeitswelt einträten, nehme ihr Alkoholkonsum rapide ab.
Alain Kniebs - Illustrationsbild: Julien Warnand/BELGA