Dass das improvisierte Zeltlager in der Nähe des Brüsseler Nordbahnhofs geräumt werden muss, darüber sind sich inzwischen alle einig. Die Behörden sind auf der Suche nach Alternativen, damit Asylsuchende, die beim Ausländeramt noch keinen Antrag stellen konnten, nicht mehr unter freiem Himmel übernachten müssen. Bis zu 1.000 Migranten befinden sich derzeit im improvisierten Aufnahmelager im Maximilian-Park.
Um die Hauptstadt zu entlasten, fordert der Brüsseler Bürgermeister Yvan Mayeur, dass das Ausländeramt Zweigstellen eröffnet – etwa in Antwerpen und Ostbelgien, sagte Mayeur von der PS am Montagmorgen im RTBF-Radio.
Premierminister Charles Michel hat sich dafür ausgesprochen, die Flüchtlingszeltstadt im Maximilian-Park schrittweise zu räumen. Das WTC-Bürogebäude im Brüsseler Nordviertel soll nach dem Willen der Regierung künftig durchgängig 24 Stunden geöffnet bleiben. Dafür soll das Rote Kreuz ab Dienstag sorgen. Die Anzahl von Notaufnahmeplätzen soll in Absprache mit Behörden und Organisationen deutlich erhöht werden.
Francken warnt vor Domino-Effekt
Nach Meinung von Asyl-Staatssekretär Theo Francken (N-VA) macht Schengen nur Sinn, wenn die EU-Außengrenzen gesichert sind. Dies sei aber derzeit nicht der Fall, weil das Tor zur EU sperrangelweit geöffnet sei. Da die Flüchtlingsströme immer den Weg des geringsten Widerstands gehen, könnte sich Belgien nach der Wiedereinführung von Grenzkontrollen in Deutschland ebenfalls genötigt sehen, seine Grenzen zu schließen.
Er habe prinzipiell Verständnis für die Entscheidung Deutschlands, sagte Francken im flämischen VRT-Rundfunk. Er müsse aber vor einem Domino-Effekt warnen.
Am Nachmittag kommen die Innenminister der EU zusammen, um über die Flüchtlingskrise zu beraten.
belga/vrt/alk/rkr - Bild: Nicolas Maeterlinck (belga)