Klar, dass eine solche Szenerie ihre Wirkung nicht verfehlt. Man stelle sich vor: Fünf Männer in Djellaba, dem wallenden Gewand, das oft streng gläubige Salafisten tragen, und die dann auch noch eine schwarze Flagge hochhalten. Mitten in der Altstadt, vor dem Manneken Pis. Wie die RTBF berichtete, hat es den Beginn einer Panikreaktion gegeben.
Der Spuk dauerte nicht lange, da rückte auch schon die Polizei an. "Die Männer wurden festgenommen und zum Präsidium gebracht", sagte Jennifer Vanderputten, Sprecherin der Brüsseler Staatsanwaltschaft. "Dabei hat sich dann aber herausgestellt, dass die fünf Festgenommenen Mitglieder einer Theatergruppe waren. Das hat eine Überprüfung auch bestätigt." Alle seien darüber hinaus den Polizeidiensten nicht bekannt und verfügten über einen festen Wohnsitz in Belgien.
Und was sollte dieser Humbug? Die Männer hätten angegeben, dass sie auf spielerische Weise den Menschen klarmachen wollten, dass sie sich von der terroristischen Bedrohung nicht beeindrucken lassen sollten. Das nennt man wohl einen Rohrkrepierer.
Die RTBF hat die bunte Truppe inzwischen aufgespürt: "Action Zoo Humain" ("Aktion menschlicher Zoo"). Chokri Ben Chikha, der künstlerische Leiter der Gruppe, erklärt, was das Ganze sollte. "Wir wollten einen Clip drehen und darin eine Extremistengruppe parodieren. Und ja, wir hatten auch die Fahne der Terrorgruppe IS dabei. Wir haben aber den Leuten am Manneken Pis immer wieder klar zu verstehen gegeben, dass wir Schauspieler sind", betont Chokri Ben Chikha. Wir haben beruhigend auf die Menschen eingeredet."
Es gibt weder Bild-, noch Tonmaterial - die Polizei hat alle Mitschnitte beschlagnahmt. Doch bestätigen die Bilder die Aussagen der Schauspieler, sagte die Justizsprecherin in der RTBF. Die Schauspieler hätten nie eine bedrohliche Haltung eingenommen.
Inspiriert wurde die Theatertruppe offenbar durch ein reales Video, das vor einigen Jahren von radikalislamischen Aktivisten ins Netz gestellt worden war. Darin sah man einen Mann, der vor dem Atomium stand, und dabei die Sprengung des Brüsseler Wahrzeichens androhte.
Der Brüsseler Bürgermeister Yvan Mayeur jedenfalls nannte die Aktion "unglücklich", zumal angesichts des derzeitigen Klimas.
Die Theatergruppe sieht sich ihrerseits genau in dem Punkt bestätigt, den sie anprangern wollte. Klar seien die Ängste der Menschen nachvollziehbar, nur trage das inzwischen die Züge einer Psychose.
Deswegen sollte man spielerisch mit den Symbolen der Terroristen umgehen, um sie zu entzaubern, ihnen die Kraft zu nehmen, sagt Chokri Ben Chikha. Die Botschaft der Künstler scheint jedenfalls nicht von allen verstanden worden zu sein. Kunst liegt ja bekanntlich im Auge des Betrachters.
Roger Pint - Bild: Siska Gremmelprez (belga)