Die Milchbauern haben am Mittwochnachmittag ihre Blockade der Autobahn E 411 zwischen Brüssel und Luxemburg aufgehoben. Auch die Sperrung von zwei Nationalstraßen ist inzwischen beendet und der Verkehr normalisiert sich langsam wieder. Allerdings muss stellenweise noch mit Verzögerungen gerechnet werden. Zu größeren Zwischenfällen ist es offenbar nicht gekommen. Die Organisatoren bezeichneten die Aktion als Erfolg.
Am Mittwochmorgen hatten die Bauern ihre Proteste fortgesetzt. Annähernd 150 Milchbauern blockierten seit Mittwochmorgen um 06:00 Uhr die Ausfahrt 29 auf der Autobahn E 411 Brüssel-Luxemburg. Auch auf der Nationalstraße 4 bei Warnach wurden Straßensperren errichtet. Dadurch kam es zu erheblichen Verkehrsbehinderungen. Wie die Landwirte erklärten, würden die Autos durchgelassen, die LKW, die Lebensmittel transportierten, aber nicht. Nach Angaben von Touring Mobilis blockierten auch Landwirte die N40 bei Heinsch in der Nähe von Arlon.
600 Milchbauern blockierten Flughafen Bierset in Lüttich
600 Milchbauern und Landwirte haben gestern Abend mit 400 Traktoren die Gebäude von Aviapartner und Qatar Airways am Lütticher Airport blockiert. Kurz nach Mitternacht drangen sogar einige Demonstranten mit Knallkörpern und Eisenstangen bewaffnet in die Gebäude der Flughafenabfertigung ein. Die Polizei setzte Tränengas ein, um die Demonstranten zu vertreiben. Wütende Landwirte blockierten ebenfalls die Zugänge zu dem Unternehmen TNT in Bierset.
Die Landwirte protestieren gegen den niedrigen Preis für Milch. Dieser ist seit der Abschaffung der europäischen Milchquoten stark gesunken. Immer noch dreht der Milchpreis so um rund 25 Cent je Liter, viel zu wenig, sagen die Landwirte, die eigentlich 45 Cent bräuchten, um wirklich alle Produktionskosten abdecken zu können.
Wie der Eynattener Landwirt Erich Pohen von der MIG Ostbelgien dem BRF heute Morgen erklärte, stehe für viele Landwirte die Existenz auf dem Spiel. Daher sei es auch verständlich, dass bei ständig sinkenden Milchpreisen der Ärger immer größer werde:"Man musste die Bauern zurückhalten. Es sind die Existenznöte, die die Bauern zu verzweifelten Taten drängen. Die Aggressivität hatte gestern zugenommen, deswegen musste die Demo abgebrochen werden, da wir ja auch nicht alles kaputt schlagen wollen. Es ist schon eine heiße Stimmung da. Auf den Höfen herrscht Existenznot hoch drei. Für die jungen Betriebe, die die Verschuldung auf dem höchsten Punkt haben, ist die Existenznot wirklich gravierend. Die Aussage ist klar: Wenn sich nichts ändert, liegt der Preis Weihnachten unter 20 Cent, das ist ganz klar abzusehen."
Gleichzeitig erklärten die Demonstranten, die belgischen Landwirte hätten mit einer Überproduktion zu kämpfen, während tonnenweise Lebensmittel aus anderen Ländern importiert würden. Die Politik müsse wissen, was sie wolle: Entweder man behalte eine traditionelle und familiäre Landwirtschaft bei, oder man entscheide sich für eine industrielle Landwirtschaft.
Mit der neuen Aktion wollen sie jetzt vor allem den Druck aufrechterhalten. Den Flughafen Bierset habe man sich ausgesucht, weil der ein Symbol der Globalisierung sei, sagte Luc Hollands von der Milcherzeuger-Interessengemeinschaft MIG, am Morgen in der RTBF.
Anfang September findet ein Treffen der EU-Landwirtschaftsminister statt.
belga/rtbf/cd/est/rop/sr - Bild: Nicolas Lambert (belga)