Wer hat sich noch nicht dabei ertappt? Manchmal folgt man dem Navigationsgerät blindlings - so bedingungslos, dass man vielleicht auch schon versehentlich in eine Einbahnstraße reingefahren ist. In Mol in der Provinz Antwerpen wäre eine solche Geschichte beinahe dramatisch ausgegangen.
Der Fahrer tat, was die Navi-Stimme ihm befohlen hatte: Er bog ab - und plötzlich rumpelte es. Er stand auf Eisenbahnschienen. Umkahren war nicht möglich, denn der Wagen hatte sich festgefahren. Als plötzlich das Signal der Schranke am nahe gelegenen Bahnübergang ertönte, stieg der Mann in Panik aus dem Auto.
Der Zug konnte nicht mehr zeitig bremsen, prallte auf das Auto und schleifte es noch meterweit mit. Der Wagen landete letztlich in einer Stromkabine. Resultat: beträchtlicher Schaden an Zug und Auto sowie entlang der Strecke. Der Schienenverkehr konnte erst sieben Stunden später wieder aufgenommen werden. Glücklicherweise wurde aber niemand verletzt.
Unfallursache ist eindeutig die Tatsache, dass der Mann seinem Navi im wahrsten Sinne des Wortes blindlings gefolgt ist. Genau das soll auch der Grund für den spektakulären Busunfall am Wochenende im französischen Lille gewesen sein. Der Reisebus hatte eine Strecke genommen, auf der sich eine Brücke befand, die zu niedrig war.
Das Fahrzeug wurde buchstäblich abgedeckt. Dabei wurden einige Fahrgäste zum Teil schwer verletzt. Auch hier sollen die Fahrer ihrem Navigationsgerät blind vertraut und die Warnschilder nicht gesehen haben.
Es muss nicht immer so dramatisch enden. Anfang März ging ein flämischer Reisebus durch die Weltpresse. Die Gruppe wollte zum Skifahren nach La Plagne in den französischen Alpen. Aber der Bus landete fast in Spanien. Der Fahrer gab zu, dass er das falsche "La Plagne" eingegeben hatte - am Fuß der Pyrenäen. Auf dem Rückweg musste man einen Schlenker über Barcelona machen. Als man endlich in La Plagne ankam, hatte der Bus einen Umweg von 1.200 Kilometer hinter sich.
Es gibt unzählige Geschichten dieser Art. Und eine Studie des flämischen Automobilclubs VAB bestätigt die Grundfeststellung: "Drei Viertel aller Autofahrer setzen sich in der Regel einfach nur ins Auto und verlassen sich dann auf ihr Navi", sagt Maarten Matienko vom VAB. "Mehr noch: Ein Drittel aller Autofahrer haben überhaupt keine Ahnung von der Strecke, nicht einmal auf einer Karte oder in einem Routenplaner nachgesehen, wo die Reise eigentlich hinführt."
Beim kleinsten Problem, bei der kleinsten Umleitung kommt der Autofahrer dann in die Bredouille. "Ganz zu schweigen, wenn das Navi mal ausfällt. Dann sind viele Autofahrer dann völlig aufgeschmissen"", sagt Maarten Matienko. Deswegen denn auch der Ratschlag des VAB, den man gerade in dieser Ferienzeit beherzigen sollte: Haben Sie immer eine Straßenkarte im Auto. Man weiß ja nie.
Roger Pint - Illustrationsbild: Jonas Roosens/BELGA