Michael O’Leary tauchte am Mittwoch mit gebrochenem Arm in Brüssel auf. Auf den Mund ist der Ire aber nicht gefallen. Das machte er sofort deutlich. Die guten Neuigkeiten sprudelten nur so aus ihm heraus. Ryanair werde dieses Jahr acht Millionen Passagiere von und nach Belgien befördern und damit mehr als Brussels Airlines, verkündete Michael O’Leary nicht ohne Stolz: "Das ist aufregend. Wir hätten das so nicht erwartet", erklärte O’Leary. Damit meint er, dass die Airline wachsende Passagierzahlen aufweisen kann – sowohl am Flughafen Charleroi als auch in Zaventem.
Vor allem für die Kunden, die von und nach Belgien reisen wollen, sei das eine gute Neuigkeit. Der härtere Wettbewerb zwischen Ryanair und dem "Platzhirsch" Brussels Airlines habe dazu geführt, dass es jetzt mehr Flugziele, mehr Verbindungen und günstigere Flüge gibt. Ryanair bietet 90 Flugziele ab Charleroi und Brüssel an. Im Winterflugplan ab Ende Oktober kommen neue Routen hinzu – unter anderem nach Kopenhagen, Stockholm und Berlin.
Die Billigfluggesellschaft steckt derzeit im Wandel, sie will ihr negatives Image loswerden und stellt sich seit Monaten deutlich kundenfreundlicher auf. Sie bietet mehr Service und sorgt für weniger böse Überraschungen ihrer Kunden. "Wir hören unseren Kunden jetzt besser zu", erklärt Michael O’Leary. "Wir versuchen, ihre Bedürfnisse zu verstehen. Und das Verrückte ist: Das funktioniert. Unsere Maschinen sind voller, wir fliegen und verdienen mehr." Eins habe er jetzt gelernt, sagt der Firmenchef: Nett zu seinen Kunden zu sein, wirke sich positiv auf das Geschäft aus.
Sein schlechtes Image verdankt Ryanair aber auch seiner umstrittenen Unternehmenspolitik: Die Billig-Mentalität spiegele sich in den Arbeitsbedingungen der Mitarbeiter wieder, beklagen die Gewerkschaften. Auch beim Sprit also bei der Sicherheit spare die Airline. Das hatte vor kurzem wieder ein Pilot, der anonym bleiben wollte, im niederländischen Fernsehen erklärt. Diese Vorwürfe will Firmenchef Michael O’Leary aber auf keinen Fall auf sich sitzen lassen. Sicherheit gehe nämlich vor. "Wir sind eine der sichersten Airlines Europas". Niemand habe aber das Recht, falsche Behauptungen in Bezug auf die Sicherheit bei Ryanair aufzustellen – und schon gar nicht unter dem Deckmantel der Anonymität.
Alain Kniebs - Bild: Thierry Roge (belga)