Knapp neun Monate hat Verkehrsministerin Jacqueline Galant an ihrem Strategie-Papier für die Bahn gearbeitet. Eine strategische Vision, die die Zukunft der SNCB sichern soll im Sinne der Reisenden, der Mitarbeiter und der Steuerzahler, erklärt die MR-Ministerin.
Jacqueline Galant will zunächst den hohen Schuldenberg der Bahn in den Griff bekommen: Insgesamt vier Milliarden Euro und jedes Jahr kommen rund 200 Millionen hinzu. Pharaonische Bauprojekte wie die gigantischen Neubauten der Bahnhöfe von Lüttich und Mons soll es in Zukunft nicht mehr geben. Eine Expertengruppe wird die Infrastrukturausgaben von SNCB und Infrabel ab Oktober strenger überprüfen. Der Nutzen für die Reisenden müsse von nun an Vorrang haben.
Auch die Preispolitik der Bahn müsse überdacht werden – die SNCB habe die günstigsten Tarife Europas. Jacqueline Galant will ebenfalls an der Personalschraube drehen: Die Mitarbeiter von SNCB und Infrabel sollen jedes Jahr um vier Prozent produktiver werden. Das ist doppelt so viel wie Bahnchef Jo Cornu für möglich hält und birgt deswegen wohl das größte Konfliktpotenzial mit den Gewerkschaften. Sie werfen der Ministerin vor, die Bahn auf die Privatisierung vorzubereiten.
Die MR-Politikerin hingegen will nach eigenen Angaben eine neue Dynamik schaffen – auch was die Besoldung angeht – um die Motivation des Personals zu erhöhen. Galants Ziel: ein besserer Service und pünktlichere Züge.
Alain Kniebs - Bild: Nicolas Maeterlinck (belga)