Nach Aussage von Finanzminister Johan Van Overtveldt ist die griechische Wirtschaft in freiem Fall. Das Banksystem befinde sich vor dem Abgrund - der Moment der Wahrheit sei gekommen, so Van Overtveldt vor Beginn des Treffens.
Eurogruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem sagte, jetzt sei die griechische Regierung am Zuge. Man wolle zuerst einmal hören, wie sich die Regierung in Athen einen Ausweg vorstelle. Er hoffe auf glaubwürdige Vorschläge.
Ähnlich äußerte sich der deutsche Bundesfinanzminister Schäuble. Forderungen nach einem Schuldenschnitt für Griechenland wies er zurück. Dieser falle unter das in den europäischen Verträgen verankerte Bailout-Verbot, wonach Eurostaaten nicht für die Schulden anderer Länder aufkommen dürften. Ein neues Hilfspaket werde es zudem nur geben, wenn Athen ein angepasstes Reformpaket akzeptiere.
Frankreichs Premierminister Manuel Valls sieht das anders: Eine Umschuldung dürfe kein Tabuthema mehr sein, sagte er dem Rundfunksender RTL. Europa dürfe einen Austritt des Landes aus der Währungsunion nicht riskieren - aus wirtschaftlichen Gründen, vor allem aber aus politischen Gründen.
Nach Medienberichten will der neue griechische Finanzminister Euklides Tsakalotos seinen Kollegen einen Verhandlungsvorschlag vorlegen, der sich nur unwesentlich von dem Reformplan der Gläubiger unterscheidet. So wolle Athen etwa die niedrigere Mehrwertsteuer auf den bei Touristen beliebten Inseln beibehalten.
Die griechischen Banken sind weiter geschlossen und die Wirtschaft leidet massiv. Seit gut einer Woche dürfen die Griechen maximal 60 Euro am Tag an Geldautomaten abheben. Überweisungen ins Ausland sind nur mit Genehmigung der Zentralbank möglich. Ausländische Touristen sind von den Einschränkungen nicht betroffen. Zurzeit wird der Geldfluss noch von der Europäischen Zentralbank durch Notkredite abgesichert. Einen Antrag Athens, die Summe der Notkredite aufzustocken, lehnte die EZB am Montagabend ab.
Für den Dienstagabend ist ein Treffen der EU-Staats- und Regierungschefs angesetzt.
ard/dlf/dpa/vrt/dop - Bild: Thierry Charlier (afp)