Vor genau 20 Jahren begann der Albtraum, der am Ende ein ganzes Land fast aus der Bahn geworfen hat. Am 24. Juni 1995 verschwinden Julie Lejeune und Melissa Russo. Unweit von ihrem Wohnort in Grâce-Hollogne waren sie zu Fuß unterwegs und plötzlich wie vom Erdboden verschluckt. Für die Eltern beginnt eine nervenaufreibende Odyssee: Die Justiz scheint ihnen nicht wirklich zu glauben, Informationen über den Verlauf der Suche werden sie so gut wie keine bekommen.
14 Monate später: der unselige August 1996. Nachdem zwei Entführungsopfer lebend aus den Fängen von Marc Dutroux befreit wurden, findet man am 18. August 1996 im Garten eines seiner Häuser in Sars-la-Buissière die Leichen von Julie und Melissa.
Später sollte sich herausstellen, dass Polizei und Justiz im Fall Dutroux auf der ganzen Linie versagt haben. Es gab zum Teil haarsträubende Ermittlungsfehler. Schon kurz nach der Entführung von Julie und Melissa verfügten die Ermittlungsbehörden eigentlich schon über eine ganze Reihe von Indizien, die Dutroux hätten überführen müssen. Das Problem war nur, dass die verschiedenen Dienste ihre Informationen nicht geteilt hatten.
In der Folge wurden Polizei und Justiz neu geordnet: Gendarmerie und Gerichtspolizei wurden etwa zu einer integrierten Polizei zusammengelegt.
Königin Mathilde ruft zu Wachsamkeit auf
20 Jahre nach der Entführung von Julie und Melissa hat Königin Mathilde dazu aufgerufen, wachsam zu bleiben, damit Kinder nicht Opfer von Verbrechen werden. Das tragische Schicksal der beiden entführten und getöteten Mädchen aus Grâce-Hollogne habe sie als junge Frau tief getroffen, so die Königin. Auch heute gebe es sehr viele Fälle von Kindern und Jugendlichen, die als verschwunden gemeldet würden. Dies dürfe niemanden gleichgültig lassen.
Königin Mathilde hält sich zurzeit mit ihrem Mann König Philippe und führenden belgischen Politikern zu einem Staatsbesuch in China auf. (belga/mh)
Roger Pint - Foto: Julien Warnand/BELGA