Nach Berechnungen von Elia, dem Betreiber der Hochspannungsleitungen, braucht Belgien eine strategische Stromreserve von 3.600 Megawatt, um dem kommenden Winter beruhigt entgegensehen zu können. Zum Vergleich: Die Atomkraftwerke Doel 1 und Doel 2 liefern beide zusammen gerade einmal 900 Megawatt.
Heißt also: Die föderale Energieministerin Marie-Christine Marghem muss noch erhebliche Kapazitäten finden, um einen Blackout im nächsten Winter wirklich ausschließen zu können. Diesmal war es ja nur den vergleichsweise milden Temperaturen zu verdanken, dass das Licht nicht ausgegangen ist.
Doch woher nehmen, wenn nicht stehlen? Es gäbe die Alternative, mehr noch als bisher überschüssigen Strom aus den Niederlanden zu importieren. Dafür reicht die Kapazität der Netze derzeit allerdings nicht aus.
Deswegen streckt Marie-Christine Marghem ihre Fühler auch nach unkonventionellen Lösungen aus. Im Raum steht etwa die Einfuhr von Notstromgeneratoren aus Kenia, wie die Zeitung Het Nieuwsblad berichtet. Die könnten dann auf dem Gelände der früheren Ford-Fabrik in Genk aufgebaut werden. Eine Alternative wären auch sogenannte Stromboote aus der Türkei. Der Betrieb dieser schwimmenden Kraftwerke ist allerdings sehr teuer.
Bild: Nicolas Maeterlinck (belga)
Wohl dem Land, das solche Politiker hat. Nach fast 15 Jahren seit dem Beschluss, aus der Atomenergie auszusteigen, nun dies: Stromboote aus der Türkei. Zur Information: das türkische Stromboot "Fatmagül Sultan" liefert 188 Megawatt und liefert Beirut zusätzlich 2 Stunden Strom am Tag. Die Vorteile solcher Stromboote liegen auf der Hand: sie werden mit Schweröl betrieben (Umweltschutz, egal, erheben wir einfach eine weitere Abgabe), die Miete liegt bei nur etwa 100 Millionen Dollar/Jahr ( egal, zahlt ja der Endverbraucher). Um die strategische Reserve sicherzustellen, brauchen wir nur 18 Boote.