Am 18. Juni 1815 wurde Napoleon Bonaparte von einer Allianz vor allem aus britischen und preußischen Truppen vernichtend geschlagen. Die Monnaie Royale, die Königliche Münzprägeanstalt, wollte auf ihre Weise an die Schlacht von Waterloo erinnern. Zum 200. sollte eine Gedenkmünze geschlagen werden: ein Zwei-Euro-Stück mit dem Löwen von Waterloo.
Dieses Zwei-Euro-Stück sollte dann in Umlauf gebracht werden wie die unzähligen anderen Sonderprägungen, die zu wichtigen Anlässen herausgegeben werden. Da gab es nur ein Problem: Für eine reguläre Euromünze braucht man Grünes Licht von den zuständigen europäischen Stellen.
Anfang des Jahres stellte Belgien also den entsprechenden Antrag für die Waterloo-Münze im EU-Ministerrat. Doch man staunte nicht schlecht, als die vermeintliche Formalität sich als lupenreiner Aufreger entpuppte. Frankreich legte sein Veto ein. In einem Brief ließ man die Belgier wissen, dass eine solche Münze dem europäischen Geist zuwiderlaufe. Hier werde schließlich ein Symbol bemüht, das in einem Mitgliedsland negativ besetzt sei. Dabei sollte man doch eigentlich die Europäische Integration fördern.
Etienne Claude, der für die Waterloo-Gedenkfeiern verantwortlich zeichnet, kann diese Einwände nicht wirklich nachvollziehen. "Man wird doch wohl noch die Seite umblättern können", sagte Claude in der RTBF. "Die Gedenkfeiern zum Ersten und zum Zweiten Weltkrieg zeigen schließlich auch, dass sich die Gegner von einst in einem europäischen Geist zusammenfinden können."
In Frankreich hat man anscheinend die Niederlage auf den Feldern von Waterloo immer noch nicht verdaut. Der Brief aus Paris mag jedenfalls darauf hinweisen, dass da um Haaresbreite an einem diplomatischen Affront vorbeigeschrammt ist. Die Belgier zogen ihren Antrag postwendend zurück. Die Sache mit der Münze schien abgeschlossen.
Der Belgier wäre allerdings nicht als Pragmatiker bekannt, wenn es da nicht noch einen Plan B gegeben hätte. Am Montag hat die Monnaie doch damit begonnen, eine Gedenkmünze zu prägen. Auf der Rückseite: der Löwe von Waterloo mit den Eckdaten 1815 – 2015. Der Trick: Es ist eine Zweieinhalb-Euro-Münze.
Eine Zweieinhalb-Euro-Münze hat es seit der Einführung der Einheitswährung noch nie gegeben, wie auch die Zeitung La Dernière Heure berichtet. Der Clou ist aber: In Belgien ist sie als Zahlungsmittel anerkannt. In der Praxis wird die Münze wohl bei Sammlern landen. 100.000 Exemplare sollen geschlagen werden, noch einmal 30.000 zusätzliche in einer Luxusversion. Die normale Münze wird sechs Euro kosten, die Luxus-Prägung soll für 27 verkauft werden.
Die Reaktion der Franzosen ist noch nicht bekannt. In gewisser Weise mag die belgische Zweieinhalb-Euro-Münze die südlichen Nachbarn noch in einem Vorurteil bestätigen, nach dem Motto: Die Belgier machen ohnehin immer nur halbe Sachen.
Bild: Virginie Lefour/BELGA