Belgien und die Niederlande hatten Großes vor: Sie wollten 2018 oder 2022 die Fußball-WM organisieren. Doch wie alle anderen Bewerber wurden auch die Benelux-Staaten von Russland und Katar ausgebootet. Möglicherweise nicht mit fairen Mitteln – auch das sollen die Ermittlungen jetzt klären. "Das ist umso schmerzhafter", erklärt François De Keersmaeker, der Vorsitzende des belgischen Fußballverbands in der RTBF, "weil sich in einem noch nicht vollständig veröffentlichtem FIFA-Bericht jetzt herausgestellt hat, dass die Bewerbung Belgiens und Hollands damals die einzig saubere war, über jeglichen Verdacht erhaben".
"Unsere Bewerbung war ethisch und moralisch einwandfrei", sagt Dekeersmaecker. Die Mitbewerber hätten dazu ganz andere Mittel gegriffen. Das mache ihn wütend und besonders traurig.
Doch nicht nur wegen des geplatzten WM-Traums haben die Benelux-Verbände Sepp Blatter längst das Vertrauen entzogen. Genau wie viele andere in Europa fordern sie grundlegende Reformen beim Weltfußballverband FIFA. Nach all dem, was vorgefallen sei, könne man doch nicht weitermachen…
Korruption, Bestechung, Erpressung: All das wird den am Mittwoch in Zürich festgenommenen Spitzenfunktionären der FIFA vorgeworfen. Gegen den Vorsitzenden Sepp Blatter wird offiziell nicht ermittelt, das "System Blatter" steht aber am Pranger. Deswegen wollte der europäische Fußballverband UEFA zunächst die für Freitag geplante Wahl boykottieren und eine Verschiebung um sechs Monate beantragen.
"Die UEFA zeigt dieser FIFA die rote Karte", sagt Generalsekretär Gianni Infantino. Die Vorfälle seien ein Desaster. Eine tiefgreifende Veränderung an der Spitze des Weltfußballverbands sei nötig. UEFA-Chef Michel Platini forderte Blatter am Nachmittag sogar auf, zurückzutreten.
Die UEFA-Verbände werden am Freitag an der Wahl beim FIFA-Kongress teilnehmen, allerdings mehrheitlich gegen Sepp Blatter stimmen und damit für seinen einzigen Konkurrenten. Auch Belgien will in Zürich für den jordanischen Prinzen Ali bin al Hussein votieren - nachdem der von Belgien favorisierte Niederländer Michael Van Praag seine Kandidatur bereits zurückgezogen hatte. "Nein, nein, nein. Wir werden Herrn Blatter ganz sicher nicht unterstützen", versichert De Keersmaeker vom belgischen Fußballbund dem RTBF-Reporter.
FIFA-Krimi: Kritik an Blatter wächst – UEFA baut Drohkulissen auf
Archivbild: Bruno Fahy (belga)