Zwischen 9:30 und 14 Uhr ging an den Flughäfen des Landes gar nichts mehr. Und danach erstmal auch nicht sehr viel mehr... Kurz nach 9: Bei der Flugaufsicht Belgocontrol geht buchstäblich das Licht aus; eine technische Panne legt das Herzstück des belgischen Flugverkehrs vollständig lahm. Ursache war eine Überspannung im Elektrizitätsnetz von Belgocontrol. Naja, und da habe wohl Murphys Law zugeschlagen, erklärte Dominique Dehaene, der Sprecher von Belgocontrol. Fakt sei jedenfalls, dass diese Überlastung auch die Schalter getroffen hat, die die Notgeneratoren aktivieren.
Zwei Mal Pech, macht zusammen: einen lupenreinen Blackout. Resultat: "Clear of the sky", wie der Fachmann sagt: der Luftraum wurde komplett gesperrt. Naja, um genau zu sein galt das Flugverbot nur bis zu einer Höhe von rund 7.500 Metern. Heißt: Der Überflug des Landes war erlaubt; dafür hatte Eurocontrol die Überwachung übernommen. Starts und Landungen allerdings, die waren unmöglich.
Abflughallen liefen über
Und das sorgte naturgemäß für chaotische Szenen an den beiden großen Flughäfen des Landes, Brüssel und Charleroi. Schnell liefen die Abflughallen buchstäblich über. Flughafenbehörden und Airlines versuchten das Unmögliche, waren aber weitgehend überfordert. "Wir probieren so gut es geht, die Menschen zu informieren", sagte eine Sprecherin vom Brussels Airport. "Wir orientieren die Menschen zu ihren Fluggesellschaften, die dann gegebenenfalls Auskunft geben können, wie es jetzt weitergeht."
Von dem Chaos am meisten betroffen war Brussels Airlines, als der Platzhirsch in Zaventem. "Ja, für uns sind die Auswirkungen besonders spürbar", sagt auch Sprecherin Wencke Lemmes. "Wir haben auch unser Personal am Flughafen deutlich verstärkt, eben um unsere Kunden bestmögliche informieren zu können."
Ähnliche Szenen auch in Charleroi, wo der irische Billigflieger Ryanair ebenfalls eine Reihe von Flügen absagen musste. Betroffen waren natürlich auch die Regionalflughäfen von Lüttich und Deurne.
Um 14 Uhr gab es dann doch Bewegung. Belgocontrol-Sprecher Dominique Dehaene erklärte, dass zumindest Teile der Systeme wieder hochgefahren seien. Das erlaube es, rund ein Fünftel des Flugverkehrs abzuwickeln. Man werde alles dransetzen, um stufenweise wieder den Betrieb herzustellen.
Panne hat gigantische (finanzielle) Auswirkungen
Am Nachmittag steigen dann auch tatsächlich die ersten Maschinen wieder auf; von Normalbetrieb ist man aber erstmal noch weit entfernt. Und das lasse sich auch nicht innerhalb einiger weniger Stunden regeln, warnt der renommierte Luftfahrtexperte Luc De Wilde. Das Problem sei, dass viele Maschinen umgeleitet worden seien zu anderen Airports, mitunter bis nach Hamburg. Ehe die Flugzeuge wieder da sind, wo sie gebraucht werden, das könne dauern. Die Auswirkungen dieser Panne seien schlichtweg gigantisch.
Und auch die finanziellen Auswirkungen sind nicht zu unterschätzen. Nach Berechnungen des flämischen Unternehmerverbandes VOKA sei der belgischen Wirtschaft hier wohl ein Schaden von 50 Millionen Euro entstanden. Doch wie konnte es eigentlich soweit kommen? Eine Strompanne, die sogar die Notstromgeneratoren trifft: Wie kann das überhaupt sein? Belgocontrol-Sprecher Dominique Dehaene weicht aus: "Wir müssen erst dafür sorgen, dass wieder alles funktioniert; und dann wird Ursachenforschung betrieben."
Wird Belgocontrol "kaputtgespart"?
Für die Opposition und die Gewerkschaften gibt es derweil nur eine mögliche Erklärung: Belgocontrol werde buchstäblich "kaputtgespart"; eine solches Problem sei angesichts aller Einschnitte der letzten Zeit eigentlich fast schon vorprogrammiert gewesen. Und das bei einer so wichtigen Behörde: "unverantwortlich", sagte ein CSC-Sprecher.
Quatsch, entgegnet Belgocontrol-Sprecher Dominique Dehaene: Es würden keine Entscheidungen getroffen, die auch nur ansatzweise die Sicherheit gefährden könnten.
Was ist also schiefgelaufen bei Belgocontrol? Diese Frage dürfte uns wohl noch eine Weile beschäftigen...
Bild: Eric Lalmand (belga)