Ab Mittwochabend wird die SNCB erneut bestreikt. Zuvor war eine letzte Schlichtungsrunde mit der Bahn-Direktion gescheitert. Der Streik soll bis zum frühen Freitagmorgen andauern. Diesmal ist es die unabhängige Lokführergewerkschaft SACT, die ihre Mitglieder zum Ausstand aufgerufen hat.
Hintergrund ist ein Streit mit der SNCB-Direktion, der sich schon seit Monaten hinzieht. Es geht um Lohnforderungen. Erstmal fordere man die Neuordnung der geltenden Gehaltsstufen, sagte Marcos Reynhout von der SACT in der VRT. Und darüber hinaus verlange man auch eine zusätzliche Prämie. Die gebe es bereits für die Beschäftigten im Frachtbereich, insofern sei die Forderung ja nicht aus der Luft gegriffen. Konkret verlangen die Lokführer, dass sie bereits nach zwölf Dienstjahren in eine höhere Gehaltsstufe aufsteigen und nicht erst nach 18 Jahren. Die SNCB rechnet ihrerseits vor, dass die Umsetzung dieser Forderungen das Unternehmen 15 Millionen Euro kosten würde, das sei einfach nicht tragbar.
Der neue Streik bei der Bahn erwischt vor allem Studenten auf dem falschen Fuß. Gerade hat nämlich die Prüfungsperiode begonnen und so mancher könnte Schwierigkeiten haben, pünktlich anzukommen.
Es ist bereits das siebte Mal innerhalb von acht Monaten, dass es bei der Bahn streikbedingt zu Beeinträchtigungen kommt. Und für viele Zugreisende ist langsam aber sicher das Maß voll. Die Verbraucherschutzorganisation Test-Achats will jetzt in die Offensive gehen. Die Vereinigung bereitet eine kollektive Schadensersatzklage vor. Solche Prozeduren sind erst seit wenigen Monaten möglich. "Die Leute haben Anrecht auf eine Entschädigung, aber die wenigsten klagen sie tatsächlich auch ein, weil das zu kompliziert ist", sagte ein Sprecher von Test-Achats in der Zeitung Het Nieuwsblad.
Nach Berechnungen der Organisation waren 700.000 Zugreisende von den Streiks der letzten Monate betroffen, und ihnen sei dabei ein Schaden in Höhe von 24,5 Millionen Euro entstanden. Und eben diese Summe will man jetzt mit der kollektiven Schadensersatzklage einfordern. Am Mittwoch will Test-Achats in allen großen Bahnhöfen Flyer verteilen und die Zugreisenden dazu aufrufen, sich der Sammelklage anzuschließen. Man wolle die Möglichkeit jedenfalls nutzen, um die SNCB dazu zu zwingen, endlich auf ihre Kunden zu hören. Mehr als 13.000 Bahnreisende haben sich bereits auf der Internetseite der SNCB der Forderung nach einer kollektiven Entschädigung wegen Zugausfällen angeschlossen.
belga/jp/rop - Archivbild: Herwig Vergult (belga)