
Am ersten Tag des Japan-Besuchs sind in die Jahrhunderte alte Kultur Japans eingetaucht: Trommelschläge für Charles Michel und Kris Peeters. Beide nehmen an einem uralten schintoistischen Ritual teil. Es dient der Reinigung der Seele. Der hölzerne Tempel, in dem die Zeremonie stattfindet, steht mitten in Tokio – in einem großen Park mit 100.000 Bäumen aus dem ganzen Land. Das Gebäude wurde zu Ehren von "Meiji" errichtet. Meiji ist der Spitzname von Kaiser Mutsuhito, der Japan vor mehr als 100 Jahren gen Westen gerichtet und das Land zur Wirtschaftsmacht gemacht hat. "Der Glaube spielt hier in Japan eine sehr wichtige Rolle", sagt Wirtschaftsminister Kris Peeters von der CD&V. Jede Handelsmission starte mit einem Moment der inneren Einkehr, mit einem Ritual.
Für das andere Bild des Tages hat Charles Michel am Montagnachmittag gesorgt. Das kaiserliche Ehepaar hat den Premierminister bei sich in seiner Tokioer Residenz empfangen. Ein seltenes Privileg, denn Kaiser Akihito ist inzwischen 81 Jahre alt und nicht mehr bei allerbester Verfassung. Er und seine Frau, Kaiserin Michiko, pflegen seit Jahrzehnten ein besonders enges Verhältnis zu Belgien und wollten Michel deswegen bei sich empfangen. Zur Beerdigung von Königin Fabiola im vergangenen Jahr war Michiko eigens aus Japan angereist – es war erst das zweite Mal, dass sie ihr Land ohne ihren Gatten verlässt. "Wir wollen dem japanischen Volk unseren Respekt zollen", erklärt Charles Michel. Natürlich wolle man die guten Beziehung auch ausbauen: politisch, diplomatisch und natürlich wirtschaftlich.
Das ist dann auch das große Ziel der viertägigen Mission in Japan: den bilateralen Handel stärken und neue Investoren anlocken. Rund 300 japanische Unternehmen seien bereits bei uns aktiv und beschäftigten über 25.000 Menschen in Belgien. "Wir kommen hierher, um den japanischen Unternehmern zu sagen: Bleibt in Belgien und investiert noch mehr bei uns", sagt Charles Michel.
Wirtschaftsminister Kris Peeters hatte die wesentlich heiklere Aufgabe: Bei seinem japanischen Amtskollegen musste er nämlich den Ärger von rund 20 belgischen Bierbrauern zum Ausdruck bringen. Durch gesetzlich festgelegte Zutaten darf in Japan faktisch nur heimischer Gerstensaft die Bezeichnung "Bier" tragen. Ausländische Biere erhalten auf dem Etikett das Vermerk "alkoholisches Getränk minderwertigerer Qualität". Trotzdem sei der volle Steuersatz fällig – wie bei "echtem" japanischen Bier. "Eine etwas merkwürdige Situation", meint Peeters. "Entweder wir zahlen weniger Steuern oder belgisches Bier darf auch in Japan Bier heißen". Er hoffe, dass es noch in diesem Jahr zu einer Lösung kommt.
Zufall oder nicht? Ausgerechnet Am Sonntagabend stand der Besuch einer Magritte-Ausstellung im Tokioer Nationalmuseum auf dem Programm, die sich seit März schon über 400.0000 Menschen angesehen haben. Würde der surrealistische Maler aus Brüssel noch leben, hätte er vermutlich eine Flasche Bier gezeichnet und darunter geschrieben: "Ceci n’est pas une bière".
Bilder: Benoit Doppagne (belga) und Kaiserlicher Haushalt (afp)