Die Planungen sind bereits weit fortgeschritten: Das gesamte Gebiet innerhalb des Antwerpener Autobahnrings sowie der Stadtteil Linkeroever sollen ab Mitte nächsten Jahres zur Umweltzone werden. Dieselfahrzeuge müssen dann mindestens der Abgasklasse "Euro 4" entsprechen, um den Bereich noch befahren zu dürfen, Autos mit Benzinmotoren brauchen mindestens "Euro 1". Das Ziel: Die Feinstaubbelastung soll drastisch senken, die Luftqualität besser werden, sagt Antwerpens Umweltschöffin Nabila Ait Daoud von der N-VA. Aus Studien gehe ganz klar hervor, dass die Einführung einer Umweltzone die beste Möglichkeit sei, um die Luftqualität zu verbessern. Bis 2020 will die Stadt Antwerpen die gesundheitsgefährdende Feinstaubbelastung gegenüber heute um 60 Prozent reduzieren.
In Antwerpen – wie an vielen anderen Orten des Landes – werden regelmäßig europäische Grenzwerte überschritten. Deswegen muss die Stadt handeln und greift jetzt zur unter anderem in Deutschland bereits erprobten Umweltzone. In Antwerpen wird es aber keine roten, gelben und grünen Aufkleber für die Windschutzscheibe geben. Die Stadt setzt auf moderne Technologie, auf die automatische Erfassung der Kennzeichen. Auf den Einfallsstraßen werden Hinweisschilder auf die Umweltzone aufmerksam machen, erklärt Ait Daout. Kameras gleichen die Kennzeichen der ein- und ausfahrenden Fahrzeuge dann automatisch mit einer Kfz-Datenbank ab. So könne man ganz leicht feststellen, wer dazu berechtigt ist, mit seinem Auto in die Stadt zu fahren und wer nicht. Das System sei zudem viel effizienter als die Aufkleber in Deutschland. Die Chance, ein unberechtigtes Fahrzeug in einer Umweltzone anhand von Aufklebern aufzuspüren, liege bei 25 Prozent, das Personal muss ja jedes Auto überprüfen. Dank der automaischen Kennzeichenüberprüfung liege das Risiko, erwischt zu werden, dagegen deutlich höher, nämlich bei 90 Prozent.
Während Umweltschützer die Maßnahme bereits als ersten Schritt in die richtige Richtung begrüßen, sind Automobilverbände wie Touring und VAB skeptisch. Sie bezweifeln, dass Umweltzonen als Maßnahme zur Luftreinhaltung etwas taugen. Dazu seien sie viel zu klein. Ein Großteil der Feinstaubbelastung stamme nämlich vom nahegelegenen Autobahnring. "Im Ausland ist bereits deutlich geworden, dass zu kleine Umweltzonen kaum eine Wirkung haben", sagt VAB-Sprecher Maarten Matienko. Die Maßnahme in Antwerpen sei daher eher symbolisch. Frei nach dem Motto: "Wir wollen etwas zur Verbesserung der Luftqualität tun".
Die Region Brüssel hat ihre Planungen aufgegeben, in Gent hingegen denken die Stadtverantwortlichen ernsthaft über die Einführung einer Umweltzone nach. In Antwerpen soll sie in gut einem Jahr Realität werden. Schätzungen zufolge würde dann jedem vierten Fahrzeug, das heute in der Scheldestadt unterwegs ist, der Zutritt zur Umweltzone verwehrt.
Bild: Nicolas Maeterlinck (belga)