Die Brüsseler Polizei hat zwei Minderjährige festgenommen, die im Verdacht stehen, an den Cyberattacken auf die Webseiten von mehreren französischsprachigen Zeitungen beteiligt gewesen zu sein. Sie sind 15 und 17 Jahre alt. Das hat die Brüsseler Staatsanwaltschaft bestätigt.
Bei Hausdurchsuchungen wurde Computermaterial beschlagnahmt, das in Verbindung zu den Attacken steht. Weitere Ermittlungen sollen ergeben, ob noch andere Hacker in die Angriffe verwickelt sind.
Rückblende
Am vergangenen Sonntagabend ging es los. Erst war die Zeitung Le Soir an der Reihe. Unbekannte drangen in die Computernetzwerke ein, das Netz musste daraufhin komplett abgeschaltet werden. Um ein Haar wäre die Print-Ausgabe der Zeitung am Montag nicht erschienen. Zeitgleich wurde auch das Portal der Sudpresse-Gruppe attackiert.
Und der Spuk hörte nicht auf. Nach einem erneuten Cyberangriff auf Le Soir wurden auch die Webseiten von La Libre Belgique und La Dernière Heure angegriffen, L'Avenir kam ebenfalls an die Reihe. Im Fadenkreuz der Hacker waren also gleich quasi alle großen frankophonen Zeitungen, mit Ausnahme von L'Echo. Die Medienhäuser erstatteten Anzeige.
Noch bevor ein Untersuchungsrichter mit dem Fall befasst war, gab es aber ein Hilfsangebot von unerwarteter Seite - von dem Hackerkollektiv Anonymous. Die Organisation gab an, einen der Täter identifiziert zu haben. Dabei handele es sich um einen jungen Gamer, der Jugendliche stehe aber einer Organisation nahe, die sich zur Terrorgruppe IS bekenne.
Anonymous habe die Daten an die Computer-Crime-Unit, die auf Computerkriminalität spezialisierte Polizeieinheit, übermittelt. Inwieweit das den Ermittlern geholfen hat: Fragezeichen. Die Staatsanwaltschaft hat jedenfalls bestätigt, besagte Daten erhalten zu haben.
Fakt ist: Am Donnerstag ließ der zuständige Untersuchungsrichter an drei verschiedenen Orten Hausdurchsuchungen durchführen, erklärte Rym Kechiche, Sprecherin der Brüsseler Staatsanwaltschaft, in der RTBF. Bei einer dieser Durchsuchungen seien Beweise sichergestellt worden, die ganz klar in Verbindung stünden mit den Hacker-Attacken. Dieses Material werde im Augenblick von Fachleuten untersucht.
Bislang seien zwei Verdächtige identifiziert worden, sagt die Justizsprecherin. Bei beiden handele es sich um Minderjährige, 15 beziehungsweise 17 Jahre alt sollen die beiden Verdächtigen sein. Sie sollen in Kürze verhört werden. Die Polizei ermittele aber weiter, man ist noch auf der Suche nach möglichen Mittätern.
Die Zeitungen haben derweil anscheinend ihre Lektion gelernt. Die Sicherheit der Webseiten sei noch einmal deutlich verbessert worden, hieß es übereinstimmend. Aber die Erfahrung zeigt: Die nächste Lücke kommt bestimmt.
belga/est - Bild: Stephan Engler/BELGA