Wie die Zeitung "Het Laatste Nieuws" am Mittwoch berichtet, sollen erst kürzlich Munition und tragbare Luftabwehrraketen zwischen Tieren versteckt von Ostende nach Tripoli geschmuggelt worden sein. Im Bürgerkriegsland Libyen ist kein Lager so richtig neutral ist. Daher ist es für Journalisten auch sehr schwierig, die Informationen ihrer Quellen einzuschätzen beziehungsweise überhaupt zu überprüfen. Darauf weist "Het Laatste Nieuws" in ihrem Bericht ganz klar hin. Allerdings gibt es nicht nur die libysche Regierung, die den Waffenschmuggel ab Ostende, bestätigt. Experten der Vereinten Nationen hatten bereits im vergangenen Jahr die belgischen Behörden über einen Verdacht möglicher illegaler Waffengeschäfte informiert. Den Fachleuten der UNO waren dubiose Frachtlieferscheine in Tripoli und Misurata in Libyen aufgefallen.
Drahtzieher des Schmuggels soll ein libyscher Geschäftsmann sein und die Waffen sind nach Angaben der Zeitung für islamistische Rebellen im Land bestimmt. Dass solche Geschäfte hochgradig untersagt sind, leuchtet jedem ein. Seit dem Sturz von Diktator Gaddafi tobt in Libyen ein heftiger, komplizierter und besonders unübersichtlicher Bürgerkrieg. Und seitdem gilt in dem Land auch ein Waffenembargo der UNO. Sprich: Es darf kein Kriegsgerät aus dem Ausland eingeführt werden. Für keines der beiden Lager.
Das Unternehmen, das die Flüge von Ostende nach Tripoli und Misurata organisiert, heißt "Global Aviation and Services Group". Allerdings steht die libysche Airline auf der schwarzen Liste der EU – deren Flugzeuge dürfen also nicht in Europa landen. Deswegen werden Frachtflugzeuge bei Fluggesellschaften in Moldawien und Pakistan gechartet, die die Flüge dann ausführen. Bekannte des Geschäftsführers haben Verbindungen zu Waffenschmugglern im Irak, Ägypten und in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Deswegen vermutet man, dass die Waffen dort in die Frachtmaschinen verladen beziehungsweise zwischen Tieren versteckt werden. Und dann geht es über Ostende nach Libyen.
Laut offiziellen Angaben gab es seit September vergangenen Jahres 19 Frachtflüge von Ostende nach Libyen. Schaut man auf die Website des betroffenen Unternehmens, dann werden vornehmlich Tiere wie Sittiche, Kühe oder Pferde transportiert. Und genau das dürfte die UN-Ermittler auf den Plan gerufen haben: Es werden kaum noch Lebensmittel oder andere nützliche Güter in das Land transportiert. Warum also volle Flugzeuge mit Tieren? Es sei denn, man will etwas in den Maschinen verstecken.
Bild: Kurt Desplenter (belga)