Lebensgefährlich: Die Kommentatoren der VRT haben die Lage gestern in der Live-Sendung richtig eingeschätzt. Was die Rennfahrer da machen, ist lebensgefährlich.
Nur wenige Sekunden nachdem der letzte waghalsige Radfahrer den Bahnübergang überquerte und das Hauptfeld endlich gestoppt wurde, rauschte an der Stelle ein TGV vorbei. Kaum auszudenken, was passiert wäre, wenn der Hochgeschwindigkeitszug ein klein wenig früher die Stelle passiert hätte oder einer der Fahrer auf dem Bahnübergang gestürzt wäre.
Dabei ist das Regelwerk klar und deutlich: Werden die Schranken geschlossen, muss auch bei einem laufenden Radrennen gestoppt werden. Ansonsten droht die Disqualifizierung.
Die Rennleitung hat die Fahrer anschließend aber nicht bestraft. Es heißt, man habe das Hauptfeld der Fahrer, das mit 50 Stundenkilometern unterwegs war, an der Stelle nicht stoppen können. Das hätte zu Stürzen geführt.
Die SNCF kann die Argumentation nicht nachvollziehen und hat Anzeige gegen Unbekannt erstattet. Immerhin handele es sich um einen schweren Regelverstoß, um unverantwortliches Handeln. Auch beim belgischen Schienennetzbetreiber Infrabel ist die Empörung groß.
"Radprofis haben eine Vorbildfunktion", erklärt Infrabel-Sprecher Frédéric Sacré. "Aber am Sonntag haben sie gegen Regeln verstoßen und damit unserer Präventionsarbeit geschadet."
Bahnübergänge sind gefährlicher als gedacht: Alleine in Belgien gab es im vergangenen Jahr elf Tote und über 50 Unfälle, weil gegen die Regeln verstoßen wurde. Deswegen gilt, was eigentlich schon jeder weiß: Vor einem geschlossenen Bahnübergang muss jeder halten. Egal ob Krankenwagen oder Radprofi.
Bild: Lionel Bonaventure/AFP