Sogar das Brüsseler Wahrzeichen "Manneken Pis" bekommt am Tag des "Noiraud"-Umzugs ein eigenes Kostüm verpasst. Die "Noirauds" (die Schwarzen) sind Brüssels älteste Wohltätigkeitsvereinigung.
Einmal im Jahr ziehen wohlhabende Brüsseler Bürger durch die Restaurants der Hauptstadt und sammeln Geld für bedürftige Kinder. Die erste Spendenaktion fand 1876 statt - um eine Kinderkrippe, die vor dem Aus stand, zu retten.
Die Männer sind dabei im Gesicht ganz schwarz geschminkt und tragen weiße Hüte – sie sind gekleidet wie die Herren der feinen afrikanischen Gesellschaft zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Der Aufzug ermöglicht ihnen seit fast 140 Jahren, die Spendengelder anonym zu sammeln. "Wir schminken uns ganz schwarz, um unerkannt zu bleiben. Wir wollen auffallen, aber anonym bleiben", erklärt dieses Mitglied der "Noirauds".
Die Tradition ist fest verankert und hierzulande bestens bekannt. Doch der französische Fernsehsender France 2 hat etwas genauer hingeschaut, Außenminister Didier Reynders unter den Teilnehmern entdeckt und ihn im "Noiraud"-Aufzug und mit schwarzer Schminke im Gesicht interviewt. "Was zählt ist doch, dass wir Geld für bedürftige Kinder sammeln", sagt Außenminister Reynders. "Außerdem gehört der Aufzug zum Brüsseler Folklore."
Doch das stellen einige in Frage und sehen den Brauch besonders kritisch. Nach der Zwarte-Piet-Diskussion droht jetzt eine weitere Tradition in Verruf zu kommen. Der Vorwurf auch diesmal: Rassismus. Die schwarze Farbe im Gesicht und die Kleidung aus der Kolonialzeit seien besonders anstößig. Dass der belgische Außenminister da auch noch mitmacht, finden verschiedene Menschenrechtsorganisationen schockierend.
Human Rights Watch-Europabeauftragter Andrew Stroehlein schreibt etwa auf Twitter: "Schämen Sie sich, Herr Reynders!" Und: "Werden Sie beim nächsten Treffen mit einem afrikanischen Amtskollegen dasselbe Outfit tragen?" Die Vereinigung stellt sich sogar die Frage, ob Reynders jetzt Außenminister bleiben kann.
Die Menschen in Brüssel können die Aufregung nicht wirklich nachvollziehen. Für Sie sind die schwarzen "Noirauds" weder rassistisch noch paternalistisch. Sondern gehören zum lokalen Brauchtum. Die "Noirauds" sind trotz aller Kritik fest entschlossen, im kommenden Jahr ihren 140. Geburtstag zu feiern. Und bis dahin wollen die "schwarzen Männer" noch viele bedürftige Kinder in Brüssel finanzielle unterstützen.
Schlimm, der belgische Außenminister verstößt gegen die political correctness. Sind die afrikanischstämmigen Menschen in Brüssel auch beleidigt, oder sind nur die Gutmenschen stellvertretend beleidigt?
Hat irgendjemand sich rassistisch beleidigt gefühlt, als Michael Jackson seine Haut weiß bleichte?
Mir ist niemand namentlich bekannt. Vielleicht wissen die Dauer- und Berufsempörten mehr?
Es geht auch unverkrampfter: Als Roberto Blanco (ohne Witz!) die CSU-Ehrenmitgliedschaft erhielt, soll er gesagt haben: "Wir Schwarzen müssen zusammenhalten."
Als Kontrastprogramm kann sich Didier Reynders ja mal blau schminken lassen, mal abwarten, ob dann die Schlümpfe auf die Barrikaden gehen.
Ich glaube kaum, dass sich die afrikanischen Kollegen von Reynders durch diese Aktion beleidigt fühlen. Die haben nähmllich andere Sorgen und Probleme. Die würden diesen Brauch höchstens neugierig zu Kenntnis nehmen.