Die Zahl der Toten auf Belgiens Straßen ist im vergangenen Jahr leicht gesunken. Das geht aus den aktuellen Zahlen des Belgischen Instituts für Verkehrssicherheit hervor. Die Experten sind dennoch unzufrieden: Besonders in Flandern ist die Lage besorgniserregend. Dort ist es zu einer Kehrtwende gekommen: Erstmals seit Jahren hat es 2014 wieder mehr Verkehrstote im Norden des Landes gegeben.
Die Experten sind besorgt. Zwar zeigt der Zehnjahrestrend eindeutig nach unten. Konkret: 2004 sind auf Belgiens Straßen noch über 1.100 Menschen gestorben. 2014 waren es „nur“ noch 615. Also fast die Hälfte weniger und somit so wenig wie noch nie. Das kann auf dem ersten Blick als Erfolg gewertet werden.
Wallonie nicht mehr "schwarzes Schaf"
Das Problem ist aber, dass sich zumindest in Flandern dieser positive Trend nicht fortsetzt. Die böse Überraschung: Im vergangenen Jahr hat es im Norden des Landes 18 Verkehrstote mehr gegeben als im Jahr zuvor. Nur weil es in der Wallonie 26 weniger waren, ging die Zahl belgienweit am Ende ganz leicht zurück.
"Im Süden des Landes ist erst seit drei Jahren ein drastischer Rückgang zu spüren. Und zwar, weil es deutlich mehr Blitzgeräte gibt und die Polizei auch systematischer kontrolliert", sagt Benoît Godaert vom Belgischen Institut für Verkehrssicherheit. Die Wallonie galt ja bis vor ein paar Jahren noch als schwarzes Schaf in Sachen Verkehrssicherheit. Inzwischen droht Flandern diesen unehrenhaften Titel zu bekommen.
Wenn man sich die Zahlen etwas genauer anschaut, dann sieht man, dass das Ganze etwas mit dem Verkehrsaufkommen zu tun hat. In Flandern hat die Steigerung nämlich etwas damit zu tun, dass mehr Menschen bei schweren LKW-Unfällen ums Leben kommen und auch mehr Radfahrer sind bei Unfällen getötet worden.
Verkehrsminister will auch unpopuläre Maßnahmen durchsetzen
Der flämische Verkehrsminister Ben Weyts hat jetzt drastische Maßnahmen in Aussicht gestellt. Er fordert einen Mentalitätswechsel und verspricht deutlich mehr Streckenabschnittskontrollen und eine neue Fahrprüfung.
Und er will sich für den Punkte-Führerschein in Belgien einsetzen. Der sei zwar sehr unpopulär, aber angesichts der Zahlen müsse man an die Vernunft der Autofahrer appellieren und sie auch stärker zur Verantwortung rufen.
Bis 2020 soll die Anzahl Verkehrstoten in Belgien auf 420 im Jahr gesenkt werden. Derzeit sind es ja noch über 600. Ursachen für tödliche Unfälle bleiben vor allem überhöhte Geschwindigkeit, Alkohol am Steuer und Fahren ohne Sicherheitsgurt.
vrt/belga - Foto: Yorick Jansens (belga)