Um Rauschgift in großen Mengen nach Europa zu schmuggeln, müssen Drogenhändler immer kreativer vorgehen. Weil die Kontrollen in den hiesigen Seehäfen strenger geworden sind, werfen einige die Drogen kurz vor der Küste jetzt sogar über Bord.
Kokain aus Lateinamerika, das in Bananenkisten versteckt wurde und am Ende dummerweise in einem belgischen Supermarkt landet, weil es nicht rechtzeitig vom Verteilernetzwerk in Empfang genommen werden konnte, kannten wir bereits. Doch jetzt haben die Drogenhändler einen neuen Trick: Sie verpacken das Rauschgift in schwimmende Pakete, versehen die mit kleinen GPS-Sendern, und werfen sie kurz vor Erreichen des Hafens einfach über Bord. In Ostende hat die Polizei am Wochenende einen beeindruckenden Fund gemacht: Eine Tonne Kokain wurde an der belgischen Küste angeschwemmt… Straßenwert des sichergestellten Rauschgifts: 50 Millionen Euro.
"Je strenger die gewöhnlichen Kontrollen in den Häfen werden, umso mehr suchen die Drogenhändler nach Alternativen", erklärt der auf Drogendelikte spezialisierte Staatsanwalt Ken Witpas aus Antwerpen. In den vergangenen Wochen sind den Ermittlern bereits mehrere Fälle der neuen Treibgut-Methode aufgefallen. Wenn alles gut geht, bergen die örtlichen Drogenhändler mit kleineren Booten die von den großen Containerschiffen bei voller Fahrt über Bord geworfenen Päckchen. Staatsanwalt Witpas spricht von "Drogen-Bojen". Das Kokain wird bereits in Südamerika auf die Containerschiffe verladen. Mittelsmänner laden das Rauschgift dann auf hoher See um und bereiten die Drogen-Bojen vor.
Belgien ist wegen des Seehafens von Antwerpen, Europas zweitgrößtem Hafen, und seiner zentralen Lage ein wichtiger Umschlagplatz für Rauschgift. Von hier aus bringen die Händler die illegalen Drogen nach ganz Europa. Alleine im vergangenen Jahr haben Polizei und Zoll in Antwerpen mehr als acht Tonnen Kokain und viereinhalb Tonnen Marihuana beschlagnahmt. Experten sind sich jedoch sicher: Das ist nur die Spitze des Eisbergs.
Die Behörden im Antwerpener Hafen verfügen seit Kurzem über neuartige Scanner- und Röntgengeräte, um die Container systematischer unter die Lupe zu nehmen. Die deutliche Zunahme der Fundmenge im Vergleich zu den Vorjahren, erklärt sich Finanzminister Johan Van Overtveldt dadurch, dass die Kontrollen in Rotterdam verschärft worden sind und sich das Drogengeschäft unter anderem nach Belgien verlagert hat.
"Die Drogenhändler sind jetzt verstärkt in Antwerpen aktiv. Durch die neue Technik wollen wir ihnen aber einen mindestens genauso herzlichen Empfang bereiten wie in Rotterdam", erklärt der Finanzminister in Anspielung auf die strengeren Kontrollen.
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