Jetzt ist es amtlich: Der soziale Begleitplan für die Umstrukturierung bei Delhaize ist abgesegnet. Vor zwei Wochen hatten sich Gewerkschaften und Direktion auf den Entwurf geeinigt. Und seither hatten die Gewerkschaften bei ihren Mitgliedern um Zustimmung für den Text geworben.
Und das war immer noch nicht leicht. Das Wort "Erfolg" ist in einem solchen Zusammenhang meist ziemlich relativ. Die Direktion etwa wollte nach ihren ursprünglichen Plänen 2.500 Stellen abbauen. Zwar konnten diese Zahl deutlich verringern, es müssen aber immer noch 1.800 Mitarbeiter um ihre Zukunft bangen. Eine nach wie vor sehr bittere Pille.
Diese 1.800 Kollegen, das sei die Belegschaft der zehn Märkte, die Delhaize nicht mehr weiter in Eigenregie betreiben will, sagt Delphine Latawiec von der Christlichen Angestelltengewerkschaft CNE. Sprich: jene Geschäfte, die entweder verkauft oder an einen Franchisenehmer abgegeben werden.
Was geschieht mit den Beschäftigten?
Für die Betroffenen gebe es jetzt drei Möglichkeiten: Entweder sie bekommen einen Job in einem anderen Delhaize-Supermarkt, oder für sie gilt eine Regelung, die im Wesentlichen dem entspricht, was man bis vor Kurzem Frühpension nannte. Und in letzter Instanz droht die Entlassung.
Stichwort "Frühpension". Das Wort allein fasst einen möglichen entscheidenden Stolperstein in dem Sozialabkommen zusammen. "Frühpension" in dem Sinne, wie es bislang verstanden wurde, das gibt es nicht mehr. Nach dem Willen der Föderalregierung sollen diese Menschen weiter dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen - und zwar bis zum Alter von 65. Das sorge dafür, dass es sich viele Kollegen zwei Mal überlegen, ehe sie auf das Angebot eingehen, sagt Myriam Delmée von der sozialistischen Angestelltengewerkschaft SETCA. Und für den Sozialplan sei das ein wirkliches Damokles-Schwert.
1.400 der 1.800 Stellen könnten über Frühpensionen abgebaut werden. So viele Menschen sind jedenfalls älter als 55 und kämen dafür infrage. Nur: Je mehr ältere Arbeitnehmer sich am Ende nicht dazu entschließen, in diese neue Form des Vor(un)ruhestands zugehen, desto mehr junge Menschen müssten am Ende entlassen werden.
Schicksal der Supermärkte noch ungewiss
Und was passiert jetzt mit besagten zehn Märkten, die Delhaize abgeben oder schließen will, wozu ja auch Eupen gehört? Wann kennen die Betroffenen ihre endgültigen Perspektiven? Nun, das wisse noch niemand so genau, sagt Delphine Latawiec von der CNE. Im Grunde beginne ja gerade erst die Suche nach möglichen Übernahmekandidaten. Vereinbart sei aber, dass die Gewerkschaften über wichtige Beschlüsse informiert werden sollen, und das mindestens drei Monate bevor eine Entscheidung für die jeweiligen Märkte in Kraft trete. Dies, damit die Betroffenen ein Minimum an Zeit haben, um sich auf die neue Situation einzustellen.
Fast neun Monate haben die Verhandlungen über diesen Sozialplan gedauert, seit die Delhaize-Direktion ihre Umstrukturierungsabsichten bekanntmachte. Neun Monate, die zum Teil von hitzigen Streiks und Protesten geprägt waren, bis der Text jetzt also vom Betriebsrat verabschiedet wurde. Bereits am Dienstag tritt die Vereinbarung in Kraft. Doch haben die Gewerkschaften angekündigt, wachsam zu bleiben. Bis wirklich das Schicksal aller Kolleginnen und Kollegen und auch das aller Märkte definitiv geklärt sei, bis dahin werde man der Direktion auf die Finger schauen.
Bild: brf