Im größten Terrorismus-Prozess in der Geschichte des Landes wird heute das Urteil erwartet. Vor dem Antwerpener Strafgericht müssen sich Mitglieder oder Sympathisanten der verbotenen Islamistenorganisation Sharia4Belgium verantworten.
Von den 46 Angeklagten waren nur rund ein Dutzend vor Gericht erschienen. Viele von ihnen sollen sich noch in Syrien befinden bzw. dort ums Leben gekommen sein.
Im Mittelpunkt steht aber der Vorsitzende der inzwischen verbotenen Islamistenorganisation. Fouad Belkacem wird von der Staatsanwaltschaft als der "Chef einer terroristischen Vereinigung" betrachtet.
Sharia4Belgium hatte sich zunächst noch darauf beschränkt, zu provozieren. Dabei bemühte man sich aber zugleich, neue Mitglieder anzuwerben und zu radikalisieren. Später stellte sich heraus, dass Sharia4Belgium wesentlichen Anteil daran hatte, dass vergleichsweise viele junge Männer aus Belgien in den Krieg nach Syrien gezogen sind.
Nicht nachweisen konnte man der Organisation, dass sie einen Terroranschlag vorbereitet hat. Deswegen lehnt die Verteidigung denn auch die Betitelung "Terrororganisation" ab.
Schon beim eigentlichen Prozess im Herbst hatte die Staatsanwaltschaft "exemplarische" Strafen gefordert - zur Abschreckung von eventuellen Nachahmern. Für Fouad Belkacem forderte die Anklage die Höchststrafe: 15 Jahre Haft.
In der Zwischenzeit gab es aber auch noch die Terroranschläge von Paris und die Anti-Terror-Operation in Verviers. "Richter sind zwar unabhängig, aber nicht gefühllos", sagt dazu ein ehemaliger Magistrat in der Zeitung Het Laatste Nieuws.
Bild: Palix/BELGA