Die "diplomatischen Tage" im Egmont-Palast, der imposanten Residenz des Außenministers in der Nähe des Brüsseler Sablon-Platzes, stehen ganz im Zeichen der Terrorbekämpfung.
"Nicht nur die Fachleute im Außenministerium in Brüssel sollen mit der Materie vertraut sein, wir wollen auch unser diplomatisches Netzwerk in aller Welt sensibilisieren", erklärte Außenminister Didier Reynders im BRF-Interview.
"Zum Beispiel für die Problematik der Syrien-Kämpfer und der Heimkehrer, die zu 'Gefährdern' werden können, wie die Attentäter des Jüdischen Museums in Brüssel oder von Paris."
Reynders forderte aber vor allem mehr Zusammenarbeit zwischen Polizei- und Geheimdiensten in Europa. Zwar hätten wir schon bedeutende Fortschritte gemacht, aber da sei noch mehr möglich. Stichwort: Speicherung von Fluggast-Daten. Außerdem müsste der Informationsaustausch mit Ländern wie der Türkei verbessert werden.
Zu Gast bei den sogenannten "diplomatischen Tagen" war am Montag auch Gilles de Kerckhove, der Anti-Terror-Beauftragte der EU. "Die Bedrohungslage ist heute komplexer als nach den Anschlägen vom 11. September. Der Grund: Neben Al-Kaida gibt es jetzt die Terrorgruppe IS und beide wollen sich übertreffen", sagt de Kerckhove.
Trotzdem seien die Sicherheitsvorkehrungen in Europa besser als noch vor zehn Jahren. "Die Gefahr setzt sich aus der tatsächlichen Bedrohungslage und der Verletzbarkeit zusammen. Die Bedrohung ist komplexer als früher geworden, gleichzeitig schützen wir uns aber besser", erklärte der Anti-Terror-Beauftragte.
Die belgischen Botschafter trafen auch zum ersten Mal mit dem neuen Premierminister Charles Michel zusammen. Neben den geplanten Reformen seiner Koalition setzte Michel die Europapolitik in den Vordergrund. "Wir verlangen von der neuen griechischen Regierung, dass sie endlich die Karten auf den Tisch legt", so Michel.
Die Mitte-Rechts-Koalition von Michel hat den Rotstift auch bei der Diplomatie angesetzt: 30 Konsulate und Botschaften sollen in den kommenden Jahren aus Spargründen zusammengelegt werden oder schließen. Trotzdem bleibe das diplomatische Netzwerk Belgiens mit rund 100 Botschaften weltweit nützlich und funktionsfähig. Belgiens Bild und Rolle im Ausland hänge auch vom Tatendrang und der Kreativität seiner Botschafter ab, erklärte Michel.
Bild: Olivier Vin/BELGA