Man kann vielleicht auf das belgische Comic-Magazin "Spirou" zurückgreifen, das Ende der Woche eine Sonderausgabe zu Ehren der ermordeten Kollegen herausbringen wird.
Charlie Hebdo ist nicht tot. Um das zu beweisen, arbeiten die verbliebenen Zeichner und Redakteure der französischen Satirezeitschrift unter Hochdruck an einer neuen Ausgabe.
Die ermordeten Zeichner werden natürlich auch in dieser Ausgabe ihren Platz haben, sagte Patrick Pelloux von der Charlie Hebdo-Redaktion in der RTBF. "Wir werden bislang unveröffentlichte Karikaturen von Cabu, Wolinski, Tignous, Honoré und Charb veröffentlichen. In gewisser Weise werden sie alle da sein. Und das tut gut"
Die Titelseite der neuen Ausgabe ist auch schon bekannt: Man sieht den Propheten mit einer Träne in den Augen, der ein Schild in der Hand hält mit der Aufschrift: "Je suis Charlie". Darüber der beißende Titel "Tout est pardonné" - "alles ist verziehen". "Die Arbeit lenkt uns ab", sagt Larent Léger, der das Attentat überlebt hat. "Solange wir arbeiten, denken wir nicht zu sehr an unsere Verletzten und Toten."
Das neue Heft erscheint am Mittwoch. Es wird nur acht anstelle von 16 Seiten umfassen. Die Nachfrage ist enorm. Charlie Hebdo hatte bislang eine Auflage von 60.000 Exemplaren, diese Mal werden anscheinend drei Millionen Ausgaben auf den Markt kommen. Nicht nur in Frankreich. Die halbe Welt will offensichtlich Charlie Hebdo unterstützen, indem man eben eine Zeitung kauft. Eigens soll Charlie Hebdo also in 26 Sprachen übersetzt werden.
In Belgien erscheint Charlie Hebdo - wie immer übrigens - erst am Donnerstag. Und anscheinend sollen gerade einmal 20.000 Hefte nach Belgien geliefert werden. Nach Schätzungen beläuft sich die Nachfrage aber auf 80.000. Wer keine Ausgabe ergattert, kann den Freitag abwarten. Dann erscheint eine Sonderausgabe des traditionsreichen belgischen Comic-Magazins Spirou zu Ehren der verstorbenen Kollegen.
Spirou-Sonderausgabe
Die Idee dazu sei ganz natürlich entstanden, sagt Redaktionsleiterin Florence Mixhel. "Wir arbeiten natürlich mit vielen Zeichnern, die tief erschüttert waren nach den Ereignissen bei Charlie Hebdo. Ihre Art und Weise, sich auszudrücken, ist nunmal das Zeichnen. Und Spirou hat ihnen ein Forum bieten wollen."
Spirou ist - vom Ansatz her - kaum mit Charlie Hebdo zu vergleichen. Die Zeitschrift wendet sich vor allem an Kinder und veröffentlicht eigentlich keine Karikaturen mit politischer Botschaft. Das ändere aber im Grunde nicht sehr viel, sagt der Zeichner Willy Lambil, der unter anderem "Les tuniques bleus" ("Die blauen Boys") zeichnet. "Wir sind alle betroffen und wir kämpfen alle für dasselbe: die Meinungsfreiheit."
Die Hommage von Spirou wird so ausfallen, wie man es eigentlich von dem Magazin gewöhnt ist. Eben weil man sich primär an Kinder wendet, haben die Autoren ihren "normalen" Ansatz gewählt. Zum Beispiel gibt es Geschichten aus der Schule, oder es wird dargestellt, wie man in der Familie über die Anschläge redet.
Auch für die Redaktion von Spirou ist es ein Wettlauf gegen die Zeit. Normalerweise hat eine Ausgabe zwei Wochen Vorlauf, diese Mal sind es nur wenige Tage. Das Sonderheft von Spirou erscheint am Freitag. Auf dem Cover wird die Comic-Figur Spirou zu sehen sein: Er reißt seine Liftboy-Uniform auf, darunter ein T-Shirt mit der Aufschrift: "Je suis Charlie".
Bild: Virginie Lefour/BELGA