Die Botschaft in Brüssel war dieselbe wie die der Massenkundgebung in Paris und an vielen anderen Orten in der Welt: "Wir sind Charlie" und "Extremisten haben in unserer Gesellschaft keinen Platz." "Halt der Barbarei und Halt der Einschränkung der freien Meinungsäußerung, sagt ein Teilnehmer des stillen Protestmarschs von Brüssel. Insgesamt sind am Sonntag 20.000 Menschen durch die Straßen der Hauptstadt gezogen, in Gent waren es 3.000, in Verviers rund 500. Viele Demonstranten hielten "Je suis Charlie"-Plakate hoch. Bürgermeister Marc Elsen und der Initiator der Kundgebung appellierten für mehr Einheit. "Zusammen müssen wir das bekämpfen, was die Demokratie zerstört", sagte der Vervierser Bürgermeister.
Quasi zeitgleich zu den Kundgebungen ging in der Redaktion von "Le Soir" am frühen Sonntagnachmittag eine Bombendrohung ein. Das Gebäude wurde daraufhin sofort evakuiert – die Redaktion zog kurzerhand in ein nahgelegenes Hotel. Dort arbeiteten sie stundenlang an der Montagsausgabe. Die Rue Royale wurde für mehrere Stunden gesperrt und die Polizei setzte Hunde ein, die nach Sprengstoff suchten. Noch am Abend konnte die Polizei einen Verdächtigen festnehmen, so dass die Redaktion noch am Abend in ihre Räumlichkeiten zurückkehren konnte.
Nach Angaben der Staatsanwaltschaft handelt es sich um einen 53-Jährigen, der Ende der 1990er Jahre eine Bombe vor dem Sitz des rechtsextremen Vlaams Belang platziert hatte. Der Mann forderte die Zeitung Le Soir am Telefon auf, die Berichterstattung über Charlie Hebdo einzustellen. Damit würde nämlich nur rechten Kräften in die Hände gespielt.
Der Direktor von "Le Soir" erklärte, vor dem Anschlag auf Charlie Hebdo wäre eine solche Bombendrohung vermutlich nie so ernst genommen worden. Jetzt sei die Situation anders gelagert.
belga/alk/cd/vk - Bild: Laurie Dieffembacq (belga)